Mitten in der Region:Strahlender Rüpel

"Ganz schön viele Ausländer", moniert die eine. "Ja, und so viele Schwarze", sagt die andere. "Und wie die sich aufführ'n", klagt die blonde Dame

Von Regina Bluhme

Es ist ja so warm, jetzt noch schnell kurz vor Öffnungsschluss ins Schwimmbad. Noch immer sind die Becken gut gefüllt mit rangelnden Buben, kreischenden Teenagern und ehrgeizigen 1000-Meter-Schwimmern. Am Beckenrand fordern Eltern auf bayerisch, englisch, spanisch, serbisch und mitunter in einem geheimnisvollen, womöglich noch unerforschten Idiom die Sprösslinge auf, doch jetzt bitte einmal aus dem Wasser zu kommen.

Es ist schön zu sehen, dass alle Kinder dieser Erde auf diese Ansage exakt gleich reagieren: nämlich überhaupt nicht. Der Multi-Kulti-Spaß wird zwei älteren Damen dann doch zu bunt. Die eine trägt Badekappe, die andere zum Helm gespraytes Blondhaar. Hocherhobenen Hauptes versuchen die beiden Frauen, ihre Bahnen zu ziehen, mit so wenig Wasserkontakt wie möglich. "Ganz schön viele Ausländer", moniert die eine. "Ja, und so viele Schwarze", sagt die andere. "Und wie die sich aufführen", klagt die blonde Dame.

Prompt macht es Platsch und ein gezielter Sprung vom Beckenrand zerstört in Bruchteil von Sekunden Make-up und das gut gekämmte Haupthaar. Empört blickt sich die blonde Dame nach dem Rüpel um. Da taucht er auch schon neben ihr auf und strahlt sie an: Strohblonde Haare, blaue Augen, "Grias di Oma!"

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© SZ vom 13.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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