Mitten in der Region:Smartphone in Socken

Lesezeit: 1 min

Nein, ein Handy kann nicht frieren, aber der Akku entlädt sich schneller bei Kälte

Kolumne von Benjamin Engel

Als Alltagsgegenstand sind Socken vielfach unterschätzt. Das Wichtigste ist, dass sie die Füße warm halten. Wie sie aussehen oder welche Farben sie haben, beschäftigt die meisten darüber hinaus kaum. Das scheinen zumindest viele Frauen von ihren Lebenspartnern zu denken. Sonst würden sie ihren Lieben kaum so viele Socken als Geschenk unter den Weihnachtsbaum legen. Allzu leicht vergessen sie, dass das Kleidungsstück mehr zu bieten hat.

Da wäre zunächst einmal ihre kulturgeschichtliche Bedeutung. Schon vor Jahrtausenden wollte es der Mensch gerne kuschelig warm haben. Zum Schutz vor der Kälte stopfte sich "Ötzi" getrocknetes Gras in die Schuhe aus Fell und Leder, wie Forscher herausgefunden haben. Im Zivilisationsprozess verfeinerte der Mensch dann den Umgang mit der Socke. Am buntesten treibt es damit etwa der kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau. Mit der Socke setzt er eigenwillige Zeichen. Als Gast auf dem Davoser Weltwirtschaftsforum trug er einmal Exemplare mit kleinen gelben Entchen. Zu einer Nato-Tagung tauchte Trudeau dann in pinken Socken mit dem Logo der Organisation auf.

In einer Socke steckt also viel mehr, als landläufig angenommen wird. Am wichtigsten bleibt selbst noch im digitalen Technikzeitalter jedoch, dass sie warm hält - wenn nicht den Fuß, doch zumindest den Akku. Und das ist vor allem für die Jugend wichtig. In einer Gondel hat eine junge Skifahrerin ihrem Freund etwa erst unlängst ihr Leid geklagt. Letztes Mal habe sich der Akku ihres Smartphones am Berg dramatisch schnell entladen, sagte sie. Ihr Freund erwiderte nur, dass das kaum verwunderlich sei. Schließlich entlade sich bei großer Kälte der Akku viel schneller. Sei es drum: Die junge Skifahrerin hatte diesmal vorgesorgt und ihr Handy in einen Wollstrumpf zum Warmhalten gepackt. Über die analoge gute alte Socke geht also auch im digitalen Zeitalter nichts.

© SZ vom 21.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: