Dass Fotos der Dokumentation dienen, ist nirgends so richtig wie bei der Amateur-Fotografie. Dokumentiert diese doch besonders gerne Sehenswürdigkeiten am Urlaubsort - um den Daheimgebliebenen zu beweisen, dass man erstens wirklich da war, wo man eben war, und dass es zweitens auch einen Grund gibt, da überhaupt hingefahren zu sein. Klassischerweise dokumentiert werden: imposante Landschaften, Gebäude oder auch Wetterphänomene. Prominente werden ebenfalls gerne abgelichtet, am besten als Selfie mit Fotografen, um dessen in der Regel unprominente Bekannte ein wenig neidisch zu machen. Ähnlich verhält es sich mit der ebenfalls immer populärer werdenden Nahrungsmittel-Fotografie, nach dem Motto: So gut wie ich isst keiner. Zu einem bisschen von beidem, also Promi- und Nahrungsmittelfotografie, hat nun die Landesanstalt für Landwirtschaft nach Grub in den benachbarten Landkreis Ebersberg eingeladen.
Offiziell geht es bei dem Termin um ein äußerst ernstes und wichtiges Thema: Den Klimawandel, konkret um die Frage, wie die Produktion von Milch und Fleisch möglichst klimaschonend gelingen kann. Die Liste namhafter Experten, die sich für Vorträge angesagt haben, ist lang, was indes für solche Veranstaltungen erst einmal an sich nicht ungewöhnlich ist. Ungewöhnlicher ist da schon das Begleitprogramm der Veranstaltung, denn diese findet laut Einladung "direkt am Milchkuhstall statt: Kühe fressen und bewegen sich im Laufstall." Der Wahnsinn!! Ob das Publikum bei diesem aufregenden Nebenschauplatz überhaupt noch in der Lage ist, den Vorträgen der Kuh-Koryphäen zu folgen? Man mag es getrost bezweifeln. Und es kommt noch besser: "Eine kleine Gruppe Kühe steht beim Melkstand für Nahaufnahmen bereit", kündigt die Einladung vollmundig an, mit Sicherheit handelt es sich dabei um besonders attraktive, um nicht zu sagen appetitliche, Exemplare der Gattung bos taurus, Kuh-Promis gewissermaßen. Und auch dem Bedürfnis nach Landschaftsfotografie trägt man Rechnung: "Am Ende der Veranstaltung besteht bei gutem Wetter die Gelegenheit für weitere Film- und Fotoaufnahmen auf der nahe gelegenen Jungviehweide." Fast wie im Urlaub . . .