Das scheußliche Kaffeeservice aus dem Nachlass von Tante Helga passt so gar nicht zum vorhandenen Geschirr, im Keller ist kein Platz. Und einen Polterabend gibt es auch nicht, bei dem Tassen und Teller mit den besten Wünschen für die Eheleute mit Schwung auf den Boden geworfen und zerdeppert werden. Also, was tun? Zum Wertstoffhof fahren? Zu umständlich. Auf dem Flohmarkt sein Glück versuchen? Eher nicht, so geschmacksverirrt kann kaum einer sein, dass er das alte Zeug kauft. Einfach in die Tonne werfen? Geht auch nicht - schon aus Pietätsgründen.
Was liegt also näher, als es den vielen Zeitgenossen gleichzutun, die einen neuen und vor allem kostenlosen Weg der Entrümpelung entdeckt haben: Mit einem Zettel, auf dem "Zu verschenken" zu lesen ist, wird der nicht mehr benötigte Hausrat einfach auf eine Mauer vor dem Müllraum gestellt oder im Vorgarten abgelegt. Da türmen sich dann innerhalb kürzester Zeit und dem Gesetz der wundersamen Vermehrung folgend alte Teppiche, angeschlagene Tontöpfe, abgegriffene Taschen oder in die Jahre gekommene Spielsachen und warten auf neue Besitzer, die da meist nicht kommen. Weil eben kein Mensch dieses Graffel braucht und wohl fast jeder irgendein Trumm daheim hat, das er dazustellen könnte. Zu nachtschlafender Zeit und unbeobachtet von den Nachbarn, versteht sich.
Im Sinne der Nachhaltigkeit ist das an sich eine hübsche Idee, wären die dargebotenen Gaben nicht so überflüssig wie ein Kropf. Am Ende müssen sich meist Hausmeister oder Müllleute erbarmen und das Zeug entsorgen. Es sei denn, das Ding könnte wirklich nützlich sein, so wie jüngst am Auweg in Garching gesehen. Im Vorgarten eines Häuschen lag ein nagelneues und originalverpacktes Klosett zum Mitnehmen bereit. Warum auch nicht? Eine Toilette kann ja schließlich jeder gebrauchen.