Mitten in der Region:Schnuffie stürmt die Hitparade

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Sonst singen Schlagerstars von der Liebe - derzeit liegt aber "Schnuffi" auf Platz 1 der Volkstümlichen Hitparade, gewidmet einem Hängebauchschwein aus Dachau

Kolumne von Thomas Altvater

Sie sind Größen des deutschsprachigen Schlagers: Hansi Hinterseer, die Amigos, die Kastelruther Spatzen, Semino Rossi und auch Takeo Ischi. Insgesamt 28 Millionen Tonträger verkauften die Musiker in den vergangenen Jahrzehnten. Und sie haben eine weitere Gemeinsamkeit: In der aktuellen Hitparade der volkstümlichen Musik haben sie es mit ihren neuen Liedern allesamt nicht auf den ersten Platz geschafft. Denn dort thront die Münchner Party- und Wiesnband "Die Original Alpencasanovas". Mit einem Lied über ein Dachauer Hängebauchschwein.

Kuno von Wiesenau, so sein bürgerlicher Name, lebt seit 17 Jahren im Landkreis. Zuerst in Großberghofen, nun in Jetzendorf. Ekkehard Dehn, der ehemalige BRK-Vorsitzende und Rechtsanwalt, bekam das Tier vor ebenso vielen Jahren geschenkt. Schnell wurde das Schwein mit dem Spitznamen Schnuffie zum vollwertigen Familienmitglied. Und eigentlich sollte Schnuffie als Erwachsener nicht mehr als 20 Kilogramm wiegen. Doch das Leben als Hausschwein hat durchaus seine Tücken, es gibt ständig etwas zu fressen. Mittlerweile bringt Schnuffie stolze 80 Kilo auf die Waage. Auch in anderer Hinsicht ist das Borstenvieh vielleicht ein wenig über's Ziel hinausgeschossen. Sofern sie nicht geschlachtet werden, haben Hängebauchschweine eine Lebenserwartung von etwa 15 Jahren. Schnuffie hingegen ist mittlerweile 17. Grund genug, das Lebenswerk von Schnuffie mit einem gleichnamigen Song zu würdigen.

Für gewöhnlich besingen die Schlagerstars jedoch alle erdenkbaren Facetten der Liebe, die Unstetigkeit des Lebens oder die Leichtigkeit des menschlichen Seins. Doch es scheint, als habe die Schlagerwelt nun genug davon. Denn das Lied "Schnuffie" behandelt den exzessiven und ausufernden Alkoholkonsum. Ein Mann betrinkt sich auf dem heimischen Sofa. Im Traum erwacht er im eigenen Garten und sieht - zu seiner Verwunderung - das Schwein Schnuffie neben seiner Frau auf dem Sofa liegen. Das kommt an. Das Musikvideo wurde mittlerweile fast 25 000 mal geklickt. Doch die Wiesnzeit ist vorbei. Deshalb hat die Band nun eine Après-Ski- und eine Faschingsversion veröffentlicht.

Dennoch muss man betonen, dass bei der volkstümlichen Hitparade nicht die Verkaufszahlen das entscheidende Kriterium sind. Lediglich die Stimmen der Fans sind für die Platzierungen wichtig. Jeder kann auf der Internetseite für seine Favoriten abstimmen. Somit schaffen es auch vermeintliche Außenseiter, wie das Lied "Schnuffie", auf den ersten Platz. Grund zur Freude ist das jedoch allemal.

© SZ vom 23.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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