Mitten in der Region:Rechnung mit einem Unbekannten

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Vor dem Kino noch schnell was essen gehen? Manchmal kann das zu einer echten Geduldsprobe werden

Kolumne von Regina Bluhme

Vor dem Kino noch schnell beim Italiener eine Kleinigkeit essen gehen? Die Freundin hat doch immer die besten Ideen. Das Essen ist prima, fast hätten wir uns verplaudert. Noch 20 Minuten bis Filmbeginn. Jetzt aber los! "Hallo, bitte zahlen." Mit strahlendem Lächeln kommt der Kellner auf uns zu und räumt die Teller weg. "Komme gleich", verspricht er und verschwindet in der Küche. Kurz darauf erscheint er mit der Geldtasche, doch mit einer eleganten Drehung steuert er den Nebentisch links an. Über die Schulter versichert er uns aber: "Komme gleich!" Danach geschieht: nichts. Heftiges Winken, geräuschvolles Räuspern, Auf- und Zuklappen der Geldbörse zeigen keinerlei Wirkung. Noch zehn Minuten bis zum Filmstart! Endlich, nach einigen endlosen Minuten zwischen Hoffen und Bangen eilt der Kellner heran - allerdings zum Nachbarn zur Rechten. "Wir würden jetzt wirklich gern zahlen", rufen wir in seine Richtung. Jetzt scheint er sich zu erinnern, denn er jubelt "Komme gleich!" und lässt uns verzweifelt zurück. Die Kinowerbung dürfte inzwischen laufen. Dann, endlich, kommt er zu uns an den Tisch. Doch was macht er jetzt? Statt der Rechnung kredenzt er mit triumphierenden Lächeln einen Abschiedsschnaps und dreht mit einem heiteren "Komme gleich wieder" ab. Nur ein vereintes lautstarkes "Nein!" bringt ihn zurück. Achselzuckend legt er die Rechnung auf den Tisch. Mit einem "Stimmt schon" drücken wir ihm das Geld in die Hand und verlassen fluchtartig das Lokal. Völlig außer Puste am Kino angekommen, bemerkt die Freundin, dass er uns ein Glas Wein zu viel berechnet hat. Wir hätten ihn eben nicht so drängen sollen.

© SZ vom 27.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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