Mitten in der Region:Pilz gesucht, Sau gefunden

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Der Sommer, zumindest der meteorologische, neigt sich unaufhaltsam dem Ende zu. Was fehlt, ist ein richtiges Sommertier

Von Wieland Bögel

Der Sommer, zumindest der meteorologische, neigt sich unaufhaltsam dem Ende zu: Ab 1. September ist es mal wieder Herbst, so weit so gewöhnlich. Eher ungewöhnlich dagegen ist das Fehlen des bisher so zuverlässig auftretenden Sommertieres. Gut, vor einigen Tagen soll in einem See nahe Straubing eine Schwimmerin von einem Waller gebissen worden sein und am Siferlinger See (Landkreis Rosenheim) wurde angeblich eine zwei Meter lange Anakonda gesichtet - aber irgendwie fehlt der Zauber des Außergewöhnlichen. Beim Baden vom Waller gebissen zu werden ist ein bisschen, wie wenn ein Postbote von einem Hund gezwickt wird: Unangenehm, aber irgendwie normal. Abenteuerstimmung kommt dagegen auf, wenn der Beißer ein Alligator oder mindestens eine Schnappschildkröte ist. Auch eigentlich längst verschwundene Tiere wie Wölfe und Bären - letztere gerne mit dem Zusatz Problem - machen den Sommer aufregend genau wie Kühe mit Reh-Allüren.

Eine mögliche Erklärung dafür, warum es diesen Sommer so verdächtig ruhig blieb, liefert der Bayerische Jagdverband: Die Sommertier-Kandidaten verstecken sich nämlich derzeit alle. Und zwar vor etwas, das für Waldbewohner mindestens so beängstigend ist wie für Menschen Schnappschildkröten und Problembären: vor dem gemeinen Pilzsammler. Denn der, so weiß man beim Jagdverband, "verirrt sich nicht selten in dichtes Unterholz", wo, gerade an warmen Tagen, die Waldbewohner Schatten und Ruhe suchen. Stattdessen finden sie Menschen beim Schwammerlsuchen. Kein Wunder, dass bei so viel Aufregung zu Hause selbst das wildeste Wildtier keine Lust mehr auf Ausflug hat.

Oder gerade erst recht: Der Jagdverband warnt nämlich ausdrücklich davor, dass Schwammerlsucher Waldtiere aufscheuchen und eventuell zu riskantem Verhalten animieren können. Wie zum Beweis wurde kürzlich im nordrheinwestfälischen Soest ein Wildschwein vor einem Burger-Lokal aufgegriffen. Angeblich war es aus einem Gehege entlaufen. Ob sich zuvor ein oder mehrere Schwammerlsucher in sein Domizil verirrt hatten, ist nicht bekannt.

© SZ vom 31.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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