Mitten in der Region:Olive on tour

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Junge Olivenbäumchen sind empfindsame Hänft . . . , nein, Grünlinge. Sie reagieren auf alles, was um sie herum passiert, bei Veränderungen mucken sie auf

Von Nicole Graner

Logisch ist es ihm viel zu kalt! Der kleine Olivenbaum im Terrakottatopf ist eine mediterrane Steinfrucht. Sie braucht Wärme und viel Sonne. Und ist - angeblich - pflegeleicht. Also wurde schon zu Beginn des Winters, wie vorgeschrieben, das noch junge Immergrün zum Überwintern an eine Stellegerückt, die alle Voraussetzungen erfüllt: nicht in den Hausflur ohne Fenster, nicht zu warm und nicht zu kalt. Nicht zu dunkel, aber auch nicht der Gefahr ausgesetzt, zu viel Sonne abzubekommen - also auf den Fußboden im Wohnzimmer mit dem Topf. Nahe an der Terrassentür. Soweit, so gut. Aber junge Olivenbäumchen sind empfindsame Hänft . . . , nein, Grünlinge. Sie reagieren auf alles, was um sie herum passiert, bei Veränderungen mucken sie auf. Fast schon ein bisschen pubertär.

Ein einziges Mal zu viel gegossen - im Winter gießt man eher wenig - lässt das Bäumchen sofort die Blätter hängen. Also fortan behutsam gießen. Die Blätter stellen sich wieder auf. Plötzlich aber nehmen sie eine graue Verfärbung an, wellen sich und fallen ab. Reichlich. Zu dunkel also. Das Bäumchen auf den Esstisch in der Nähe des Fensters gestellt. Kein schönes Bild, auf ein ziemlich kahles Etwas zu blicken. Aber wie durch ein Wunder erholt sich Olea europaea. Doch dann scheint die Sonne einmal zu lang durchs Fenster - die Blätter werden braun. Mensch, vergessen! Ganz junge Olivenbäumchen bekommen ja Sonnenbrand. Eine Babycreme mit Schutzfaktor 50 gibt es für sonnenempfindliche Pflanzen nicht, oder doch? Also ab mit ihr auf den Schreibtisch! Da ist es ihr nach geraumer Zeit wieder zu dunkel.

Kurz: Auch wenn es in den meisten Pflegeanleitungen heißt, dass ein Olivenbaum leicht zu pflegen und an einem einzigen Standort leicht zu überwintern sei - dieses Bäumchen ist eine mobile Olive: Olea "mobilea" (= nicht lateinisch!). Seitdem sie von Stellplatz zu Stellplatz zieht, gedeiht sie prächtig und trägt im Sommer vielleicht erste Früchte. Möglicherweise. Denn sie ist außergewöhnlich. Unberechenbar. Eine Diva.

© SZ vom 21.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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