Mitten in der Region:Krisensicher für unter 45 Euro

Lesezeit: 1 min

Darf's a Bisserl mehr sein? Ja freilich. Beim Vorsorgen für den Katastrophenfall sollte man nicht sparen.

Von Alexander Kappen

Als Bundesregierung muss man sich ja so einiges vorwerfen lassen. Die Bürger kritisieren die Regierung, weil es ihr gutes Recht ist. Die Opposition kritisiert die Regierung, weil sie selbst gern regieren würde und Opposition bekanntlich Mist ist. Und diejenigen, die in der Regierung sitzen, kritisieren sich gegenseitig, weil es in einer Zwangsehe (Union und SPD) naturgemäß zu Reibereien kommt und Schwestern (CSU und CDU) sich ebenso naturgemäß gerne anzicken. Als Bundesregierung bekommt man also von allen Seiten, von oben und unten, von innen wie von außen, ständig was um die Ohren gehauen.

Aber was sich die Regierung ganz sicher nicht vorwerfen lassen muss, ist, dass sie nicht genug für den deutschen Handel macht. Im neuen Zivilschutzkonzept, das wurde kürzlich bekannt, wird die Bevölkerung aufgefordert, "einen individuellen Vorrat an Lebensmitteln von zehn Tagen vorzuhalten". Der Bürger soll für den nächsten Katastrophenfall gewappnet sein. Und davon profitiert der Handel, genannten Vorrat muss man sich schließlich irgendwo besorgen. Nämlich beim Discounter seines Vertrauens. Das sagt uns jedenfalls das aktuelle Wochenprospekt, das dieser Tage im Landkreis in vielen Briefkästen landete. Darin macht die Bundesregierung - indirekt - auf einer schönen, bunten Doppelseite Werbung für den Discounter, in dem sie sozusagen das Vorwort liefert. "Die Bundesregierung empfiehlt: Bevorraten Sie sich für 10 Tage!", steht da geschrieben. Weil allgemeine Parolen nichts bringen und konkrete Handlungsanweisungen erforderlich sind, geht's dann ins Detail: Links die Rubrik "Regierungsempfehlung" und rechts das passende Angebot des Discounters, der zufällig von allen aufgelisteten Nahrungsmitteln etwas "dauerhaft günstig" im Angebot hat. Für "unter 45 Euro" zuzüglich Flaschenpfand ist man auf diese Weise eineinhalb Wochen lang krisensicher. Auch wenn es an der Feinabstimmung zwischen Politik und Handel noch ein bisschen hapert.

Die Regierung empfiehlt 360 Gramm Salami, der Discounter bietet eine Packung mit 650 Gramm an. Die Regierung rät zum Kauf von 700 Gramm Sauerkraut, der Discounter legt dem Kunden zwei Packungen zu je 400 Gramm ans Herz, weil's rechnerisch halt grade nicht anders rausgeht. Aber was soll's, dann packt man sich halt ein bisschen mehr in den heimischen Bunker. So eine Katastrohe kann ja erfahrungsgemäß auch mal länger als nur zehn Tage dauern. Die Amtszeit einer Bundesregierung zum Beispiel, die dauert ganze vier Jahre.

© SZ vom 22.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: