Wir befinden uns im Jahre 2016 nach Christus. Der ganze Landkreis ist in den Sommerurlaub gefahren und hält große Teile Europas, von Rom bis Gallien, besetzt. Der ganze Landkreis? Nein! Eine Art gallisches Dorf, von unbeugsamen Kickern bevölkert, hört nicht auf, dem Reise- und Erholungswahn Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die Amateurfußballer, die immer, wenn alle anderen in die Sommerferien aufbrechen und sich eine Auszeit gönnen, daheim bleiben, weil sie dort Punktspiele gegen den FC Babaorum, die SpVgg Aquarium, die SG Laudanum und den TSV Kleinbonum oder so ähnlich bestreiten müssen.
Ferienzeit, das bedeutet für die Fußballer in den unteren Klassen: Arbeit! In der Landes- und Bezirksliga rollt der Ball schon seit rund einem Monat, und am kommenden Wochenende müssen nun auch wieder die Kicker von der Kreisliga bis zur C-Klasse ran. Während alle anderen Landkreisbürger beim Schnorcheln in Koh Phangan, beim Vulkan-Watching am Hvannadalshnjúkur oder beim Schafezählen auf den Färöer Inseln sind, heißt es für die Helden der Hammelklasse: Kilometer fressen, Knochen hinhalten, Rasen umpflügen, Gegner abgrätschen, mit dem Fußballgott hadern, Schiedsrichter anmeckern und - wenn's gut läuft - auch das eine oder andere Tor schießen.
Die Kollegen aus den europäischen Profiligen können es sich leisten, die Beine ein paar Wochen länger hochzulegen und erst Ende August oder im September den Laden wieder aufzusperren. Die heimischen Amateurfußballer dagegen müssen möglichst schnell den Betrieb aufnehmen, damit sie zeitig mit der Hinrunde fertig sind. Also bevor der Winter kommt und die Plätze unbespielbar macht. Denn Rasenheizungen, die das Spielfeld von Schnee und Eis befreien, gibt es in Babaorum, Aquarium, Laudanum und Kleinbonum nicht.