Mitten in der Region:Kaufen, nicht nur gucken

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Irgendwie geht der Plan, rechtzeitig Weihnachtsgeschenke zu besorgen, jedes Jahr schief

Kolumne von Clara Lipkowski

Im Grunde reifte der Plan, zu Weihnachten ganz besonders originelle und liebevoll ausgewählte Geschenke zu kaufen, wie ein guter Wein. Das heißt, er reift vor allem lange. So lange, bis einem klar wird, dass Weihnachten völlig überraschend schon nächste Woche stattfinden soll. Ich brauch aber noch zwei Wochen, denkt sich mancher. Und steckt die Bemerkungen des Kollegen, er habe bis auf eines schon längst alle Geschenke zusammen, gedanklich unter "Der hat wohl nichts anderes zu tun" in die "Streber"-Schublade.

Sobald Weihnachten aber bedrohlich nahe gerückt ist, zückt der Mensch das Smartphone oder setzt sich an den Computer und los geht die Bestellerei. Wer dann nicht zu Hause ist, wenn die Pakete geliefert werden, eilt nach Feierabend zur Post, erschrickt fast zu Tode ob der meterlangen Schlange, reiht sich gezwungenermaßen murrend ein. Nach einer Stunde Warten und unnötigen Post-it-Käufen wird das Paket nach Hause geschleppt Für einen mit wenig Zeit ist das ärgerlich. Besonders dumm ist es, wenn größere Lieferungen in mehreren Paketen ankommen und man entweder drei Anläufe braucht, um es beim Nachbar abholen zu können, oder noch mal den Weg zur Post in Kauf nehmen muss - Retouren nicht eingerechnet.

Dumm ist das auch, weil das Bestellte quasi vor der Haustür stressfreier zu haben wäre: Bücher zum Beispiel sind das Geschenk Nummer eins. Hat der Händler mal eines nicht parat, ist es meist über Nacht in den Laden geliefert und ein therapeutisch-beruhigendes Pläuschchen, bekommt der gestresste Weihnachtsshopper im Laden dazu. So ein Face-to-face-Kauf, wie es im Marketing heißt, hat noch mehr Vorteile. Er stärkt inhabergeführte Läden, die wiederum das Erscheinungsbild des Orts ausmachen. Er spart eine beträchtliche Menge Verpackungsmüll. Noch dazu würden weniger Luft verschmutzende Lastwagen losgeschickt, kauften mehr Menschen "analog".

Weil aber gerade in der Adventszeit der Onlinehandel boomt, denken viele Einzelhändler darüber nach, ob ihr Geschäft mit großen Schaufenstern noch zeitgemäß ist. Vielleicht gucken die Leute - kaufen tun sie woanders. Letztlich liegt es an den Kunden. Sie sind es, die entscheiden müssen zwischen vermeintlicher Bequemlichkeit und der Zukunft ihrer Innenstadt.

© SZ vom 20.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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