Mitten in der Region:Im Slalom durch die City

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Die Freisinger machen es einem nicht leicht, die Innenstadt zu besuchen

Von Gerhard Wilhelm

Wer zum ersten Mal in der Freisinger Innenstadt ist, könnte sich denken: Schön angelegt, viel Platz für Fußgänger, viele Geschäfte, Lokale, Cafés, herrlich zum Flanieren. Die guten Leute, die solche Gedanken anstellen, müssen aber abends oder am Sonntag gekommen sein. Die Realität an einem ganz normalen Wochentag gegen Mittag sieht ganz anders aus, denn dann wird der Slalomkurs in der Altstadt ausgesteckt - wahlweise für Fußgänger, Radl- oder immer häufiger: Tretrollerfahrer. Und die Freisinger sind findig, wenn es um Hindernisse geht. Gerne wird das Auto benutzt. Kein Parkplatz? Egal. Ist doch jede Menge Platz auf dem Gehweg. Man ist doch nur ein paar Minuten weg . . . Und hat man kein Auto, nimmt man das Fahrrad. Beliebt als Slalomstangen sind auch Werbetafeln, die von leckeren Brotzeiten, günstigen Handys oder Haarschnitten künden.

An manchen Tagen wird einem sogar vorgeschrieben, was sie für den Hindernisparcours verwenden müssen: Mülltonnen. Große, mächtige Tonnen, quasi als Mauer, die weitläufig umgangen werden muss, wenn sie mit Fahrrädern und Autos kombiniert wird. Der Slalomkurs muss sich nicht mal auf eine Gehwegseite beschränken, wenn man Baustellenabsicherungen einsetzt. Dann ist oft Schwung auf die andere Seite gefragt.

Wahre Profis im Slalom trifft man an gewöhnlich am besten zur Mittagszeit unter der Woche an. Wer sie beobachten will, muss sich in der Innenstadt aufhalten, wenn sie im Pulk oder im Einzelrennen gegen die Zeit aus ihrem Starthaus schießen, alle Hindernisse mit Schwung umkurven und auch sich bewegende Objekte - sprich: Menschen - nur als Hindernisse sehen, die in möglichst schnellem Tempo und eng angeschnitten bewältigt werden müssen. Ohne Rücksicht auf Material und Mensch. Angetrieben von einem einzigen Wunsch: den Abstand zur Schule so schnell wie möglich zu vergrößern.

© SZ vom 15.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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