Mitten in der Region:Im Nahkampf mit dem Borkenkäfer

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Sie sind nur ein paar Millimeter groß und bereiten dennoch vielen Waldbesitzern schlaflose Nächte. Doch jetzt wird zurück geschlagen

Von Alexander Kappen

Also gut, eine stattliche Erscheinung ist er sicherlich nicht, dieser Borkenkäfer. Genau genommen misst er nur ein paar Millimeter. Aber so ist das halt im Leben: Es kommt nicht immer auf die Größe an. Und so kann auch ein vermeintlicher Winzling wie der Borkenkäfer ausgewachsenen Frauen und Männern die eine oder andere schlaflose Nacht bereiten. Zumindest denen, die etwas mit Holz und Wald am Hut haben.

Schon im vergangenen Jahr trieb der Schädling - Klimawandel und hohen Fichtenbeständen sei Dank - sein Unwesen. Und auch in diesem Jahr ist der fiese Zwerg wieder ziemlich aktiv. Aber: Das Holz-Imperium schlägt zurück! Die Waldbesitzervereinigung lädt zu einer "Vorführung über innovative Bekämpfungssysteme gegen Borkenkäfer" ein. Für Letzteren verheißt der ausgewählte Ort des Geschehens nichts Gutes: Man trifft sich in einer Kiesgrube.

Eine Kiesgrube also. Ein Ort der Ödnis, an dem nichts lebt und wächst. Außer halt Kies. Klingt irgendwie nach . . . Truppenübungsplatz. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie die Bork-Busters zu Demonstrationszwecken Sprengfallen auf ausgewählten, schädlingsbefallenden Baumstämmen legen, um Buchdrucker, Kupferstecher und Konsorten genüsslich mit einem großen Feuerwerk den Garaus zu machen. Das macht nur einmal Krach und ist effektiver, als jeden Borkenkäfer einzeln zu erlegen. Überlebende werden anschließend von nahkampferprobten Kammerjägern dingfest gemacht und - eventuell mit ein bisschen Waterboarding als real erlebbare Argumentationshilfe - unmissverständlich dazu aufgefordert, auszureißen und die Landkreisgrenze künftig weiträumig zu umfliegen. So oder so ähnlich könnte es laufen - gäbe es nicht Storanet und Trinet.

Diese beiden Bekämpfungssysteme sollen tatsächlich vorgestellt werden und sind nicht nur geräuschärmer als Sprengfallen, sondern auch umweltverträglicher als herkömmlich verwendete Sprühinsektiziden. Das ist gut für die Natur. Und schlecht für den Borkenkäfer. Der nimmt das Schädlingsgift jetzt halt nicht mehr aus der Luft auf, sondern aus Insektizid-getränkten Netzen. Dann vielleicht doch lieber Waterboarding . . .

© SZ vom 23.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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