Mitten in der Region:Ich geb' Gas für 3,19 Mark

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1982 war das pure Fiktion, so hoch angesetzt, dass man es sich gar nicht vorstellen mochte, es war nur ein Gag

Kolumne von Gerhard Wilhelm

Im Jahr 1982, neun Jahre nach der sogenannten Ölpreiskrise und dem damals bundesweiten Fahrverbot für die meisten der rund 13 Millionen Autobesitzer am Sonntag, 25. November 1973, veröffentlichte der deutsche Pop-Musiker Markus das Lied "Ich will Spaß". Und sprach damit wohl damals vielen Autofahrern aus der Seele. Denn es ging um die Lust am Autofahren.

Im Liedtext heiß es: "Mein Maserati fährt 210, schwupp die Polizei hat's nicht geseh'n. Das macht Spaß! Ich geb' Gas ich geb' Gas!" Tempo 210 war damals schon eine fast unglaubliche Geschwindigkeit. Heute erreicht sie ein Großteil der Autos. Weiter geht es im Text mit "will nicht spar'n, will nicht vernünftig sein, tank nur das gute Super rein". Damals kostete der Liter Super 1,35 DM - Deutsche Mark. Umgerechnet 0,70 Euro. Was Markus damals schon ahnte, erlebt derzeit jeder Autofahrer, wenn er zum Tanken muss: Benzin wird nicht immer so billig bleiben.

Für den Sänger war allerdings damals der von ihm als Drohung in den Himmel geschriebene Benzinpreis noch pure Fiktion, und so hoch angesetzt, dass man es sich gar nicht vorstellen mochte: "Und kost' Benzin auch drei Mark zehn." 3,10 DM entspricht 1,59 Euro. Wer momentan an Tankstellen vorbeifährt, bekommt den Benzinpreisschock des Jahres 2018: 1,53 Euro in der Regel, die Flughafentankstellen haben jüngst sogar die Drei-Mark-Zehn-Grenze pulverisiert mit 1,63 Euro - 3,19 DM. Ein Blick auf die Straßen zeigt, dass Markus nicht nur hellseherische Fähigkeiten beim Benzinpreis hatte, denn er sang: "Und kost' Benzin auch drei Mark zehn, scheiß egal, es wird schon geh'n". Statt 13 Millionen Autos 1973 gibt es heute in Deutschland rund 43,8 Millionen. Der Deutschen liebstes Kind ist nun mal das Auto.

Nur in einem irrte sich Markus: "Der Tankwart ist mein bester Freund, hui, wenn ich komm, wie der sich freut." Am Benzin verdienen die Tankstellenpächter kaum was, das meiste Geld geht an den Staat und die Ölkonzerne. Aber er hat Spaß, wenn zum Benzin auch noch Chips, Getränke und so weiter gekauft werden. Dann stimmt es auch wieder mit Markus Text: "Er hat Spaß, er hat Spaß!"

© SZ vom 19.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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