Mitten in der Region:Heiß und kalt im Sommer

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Moderne Bürogebäude machen, zumal unklimatisiert, keinen froh. Um der Hitze zu entgehen, muss man zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen

Von ERICH C. SETZWEIN

Moderne Bürogebäude sind Hüllen, die nicht heimelig wirken. Es soll wohl erst gar nicht das Gefühl entstehen, dass die Menschen gerne in sie hineingingen, geschweige denn gerne darin arbeiteten. Manchem Architekten von Büro- und Gewerbeimmobilien könnte man sogar unterstellen, dass er in das, was er entworfen hat, nie selbst einziehen würde. Und wenn er es doch täte, würden bald wieder die Umzugskartons gepackt, weil er der unkreativen Umgebung entfliehen muss. In jeder Stadt lassen sich etliche Quadratmeter solcher Büro- und Gewerbeflächen finden.

Das Klima im Büro ist ähnlich schwer zu beeinflussen wie die Temperatur. Während es in den Wintermonaten meist darum geht, dass die Fenster möglichst zu bleiben, können in den heißen Sommerwochen die Fenster und Türen gar nicht weit genug offen stehen. Der Hauptgrund für diesen Dauerdurchzug heißer Luft ist darin zu vermuten, dass die Investoren möglichst wenig Geld für eine Klimatisierung ausgeben wollen und auf das gute alte Prinzip setzen, dass härter macht, was nicht gleich umbringt. Nun gäbe es - alle Geschäftsführer und Betriebsräte bitte mal die Ohren spitzen - eine Arbeitsstättenrichtlinie. Diese Technischen Regeln für Arbeitsstätten enthalten nicht nur Vorgaben, wie die Böden beschaffen sein müssen und wo welche Absturzsicherung angebracht werden muss, sondern auch solche, welche Raumtemperatur erreicht werden darf, bevor die Mitarbeiter durch Hitzeschock zusammenklappen. Die inzwischen an vielen Sommertagen im Gebäudeinneren erreichbaren 26 Grad gelten als Grenzwert für sitzende, körperlich nicht anstrengende Tätigkeiten. Sollte es draußen und drinnen gar 30 Grad und mehr haben, so ist eine Gefährdungsbeurteilung vorzunehmen. Von Kühlungssystemen oder gar Klimaanlagen ist darin nicht die Rede. Eher davon, dass ausreichend Getränke ausgegeben werden sollten. Bis zu drei Liter pro Mitarbeiter und Tag.

Einfach haben es da Mitarbeiter in Getränkeläden, wenn nicht das Schleppen der schweren Kisten wäre. Manchmal, wenn auch viel Trinken gar nichts mehr bringt, weil man schon einen Wasserbauch hat, hilft auch ein kurzer Ausflug an die Kühltheken im nächsten Supermarkt. Dort klingt die Kerntemperatur des Büromenschen, die der in einem Steak medium rare entsprechen dürfte, langsam ab. Eine Maßnahme, die unglaublich abhärtend wirken kann und deshalb gut auf die kommenden Wintermonate vorbereitet, in denen dann auch mal ein Fenster länger offen bleiben kann. Man muss nur auf die Pandabären bei einer gewissen Supermarktkette aufpassen, die dort ebenfalls die Kühltheken entdeckt haben.

© SZ vom 04.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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