Mitten in der Region:Grau statt bunt

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Es ist ebenso erstaunlich wie erfreulich, wie bunt und bienenfreundlich Bayerns Landschaften sich in diesem Sommer präsentieren. Ganz Bayern?Nein. Ein ziemlich großes Dorf mit immerhin 22000 Einwohnern stemmt gegen den Trend

Kolumne von Walter Gierlich

Die Forderung nach mehr Vielfalt auf Äckern und Wiesen hat bayernweit eine so starke Unterstützung gefunden wie kein Volksbegehren zuvor. Eine Tatsache, die sogar die Staatsregierung aus den bis dahin nicht unbedingt als Naturschützer aufgefallenen Parteien CSU und Freie Wähler veranlasst hat, die Anliegen der Initiatoren in Gesetzesform zu gießen. Und Ministerpräsident Markus Söder kümmert sich angesichts fulminanter Wahlergebnisse für die Grünen mittlerweile nicht allein um die Bienen, sondern hat sich gleich zum obersten Klimaschützer aufgeschwungen - zumindest rhetorisch.

Die 1,7 Millionen Bürger, die ihr Anliegen per Unterschrift dokumentierten, beeindruckten offenbar auch die skeptischen Bauern. Plötzlich stellten Landwirte Blühstreifen zur Verfügung, für die Bürger gegen einen Geldbetrag Patenschaften übernehmen konnten. Kommunen in allen Ecken des Freistaats beschlossen, Blumen und Kräuter an Straßenrändern, auf Verkehrsinseln und in der Mitte von Kreisverkehren sprießen zu lassen, so dass dort die fleißigen Honigproduzenten nun ausreichend Nahrung finden können. Und wer zurzeit durch den Freistaat fährt, kann die Effekte deutlich sehen. Tatsächlich ist es ebenso erstaunlich wie erfreulich, wie bunt Bayern sich in diesem Sommer präsentiert. Ganz Bayern?

Nein. Ein ziemlich großes Dorf mit immerhin 22 000 Einwohnern stemmt sich im Landkreis Dachau gegen den Trend - jedenfalls am Kreisel an der Allacher Straße, dort wo die Leinorstraße abgeht. An dieser viel befahrenen Stelle am Weg zum S-Bahnhof eifert Karlsfeld entschlossen jenen Eigenheimern nach, die jegliches Grün aus ihrem Anwesen verbannen und es stattdessen mit Kies auffüllen. Diese merkwürdige Mode ist, zugegebenermaßen, arbeitssparend: Man muss weder Rasen mähen noch gießen. Und wer es schon grau im eigenen Vorgarten liebt, wird sich vermutlich auch an dem tristen Kieshügel auf dem Kreisverkehr an der Allacher Straße erfreuen.

© SZ vom 19.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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