Mitten in der Region:Frühere Interaktion

Vor mehr als 30 Jahren verabredeten sich Jugendliche auf dem Schulhof oder es gab sowieso einen festen Treffpunkt. Jetzt ist alles kompliziert

Von Barbara Brießmann

Irgendwie war doch alles einfach. Früher. Keiner hatte ein Handy, aber jeder wusste, wo es hingeht. Zur Not waren immer 20 Pfennig für Anrufe im Geldbeutel. Ja, es gab damals noch an fast jeder Ecke einen öffentlichen Fernsprechautomaten (gelb). Doch je mehr alle vernetzt sind, desto eher scheint jegliche Freizeitplanung ein Problem zu sein. Vor mehr als 30 Jahren verabredeten sich Jugendliche auf dem Schulhof oder es gab sowieso einen festen Treffpunkt.

Jetzt ist alles kompliziert. Wie ein gerade mal erwachsen Gewordener in der S-Bahn beweist: "Ich wünsche mir eine Interaktion", spricht er in sein Smartphone, "aber es sollte nicht zu anstrengend sein." Ihm schwebe etwas wie Minigolf vor, angesichts der Temperaturen solle es allerdings "indoor" stattfinden. Nach einigem Hin und Her wird sich vertagt: "Macht ihr mal euer Team-Meeting, dann meldet ihr euch eben wieder."

Es gibt auch Alternativen - wie die "Spaßmaus", die sich im Bus lautstark über ihre Interaktionen in der Freizeit unterhält. Der Club, in den sie gehe, sei "total krass", da könne sie "voll umsonst saufen". Und der eine Typ würde so auf sie stehen. "Er hat gesagt, dass ich eine (so wörtlich) endgeile Drecksau bin. Ist das nicht süß?" Die Freundin solle doch mitkommen, sich aber noch mal melden. Da sei alles "echt immer so lustig". Lustig? Sah früher anders aus. Unsereins hat sich getroffen, indoor, "auf ein Bier", es wurde geratscht und gelacht. Interaktion vom Feinsten.

© SZ vom 23.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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