Mitten in der Region:Fensterln löst Polizeieinsatz aus

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Wer braucht schon Online-Single-Börsen. Früher war alles viel direkter. Ganz besonders in Bayern.

Von KLAUS SCHIEDER

So alt wie das Internet ist auch das virtuelle Kupplerwesen, das so geleckte Namen trägt wie Elite-Partner, Interfriendship oder Parship. Dort lädt der Anbandelnde in spe seine Daten, seine komischen Hobbys und sein Porträtfoto hoch, das ihn zum Beispiel nach dem fünften Bier auf einer Saufparty mit Freunden zeigt, weil's dort grad so lustig war. Schließlich muss er seiner künftigen Freundin ja vor Augen führen, dass er ein geselliger Typ ist. Manchmal bekommt er auf seine Kontaktanzeige sogar einen Standardbrief von einer seiner auserwählten Kandidatinnen - mit Daten, komischen Hobbys und einem Foto auf einem roten Ferrari. Schließlich muss man dem künftigen Freund doch zeigen, was er so alles zu bieten haben muss. Das war's dann meist auch schon mit der, ... na ja ... , Beziehung eben.

Früher war alles viel direkter. Ganz besonders in Bayern. Da legte ein kerniger Bursch' zu nächtlicher Stunde eine Leiter hinauf zum Fenster der Angebeteten, kletterte ganz leise hoch, klopfte an die Scheibe, das Fenster ging auf - und heraus fuhr die grobe Hand des Bauern, der den jungen Bergsteiger mit einer Watschn auf den Rückweg schickte. So was muss man auf Interfriendelitepardingsbums nicht befürchten. Trotzdem ist diese Tradition aus den Zeiten ohne Fernseher und PC nicht völlig ausgestorben. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag musste die Polizei ausrücken, weil ein Nachbar bemerkt hatte, wie zwei Personen auf Sprossen an einem Wohnhaus in der Region hochkrochen. Beide verschwanden sodann - Kopf voraus, Popo hinterher - im geöffneten Fenster. Was danach geschah, hat der Nachbar leider nicht mehr gesehen. Auch die Polizei schweigt sich dazu aus. Sie stellt nur fest, dass die beiden Burschen mit dem Fensterln keinen Einbruch begingen. Warum? Ganz einfach: Weil die Tochter des Hauses den nächtlichen Besuch mit ihnen vereinbart hatte. Ziemlich sicher über Smartphone.

© SZ vom 19.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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