Mitten in der Region:Elektronischer Geisterspuk

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Wenn nachts unerwünschte Musik aus dem Radio schallt, wundert man sich über das Mysterium

Von CLAUDIA KOESTLER

Natürlich könnte man es dem Beruf zuschreiben: Ein Journalist hat sich nun mal für vieles, vielleicht sogar für alles zu interessieren. Im privaten Dasein hatte man hingegen bislang wenig Ehrgeiz entwickelt, anderen hinterherzuspionieren. Leben und leben lassen eben, da kam ganz der Bayer in einem durch. Aber inzwischen kann man hin und wieder nicht mehr anders, als neugierig zu sein. Denn man ist einem Rätsel auf der Spur: Immer, wenn die Kirchturmuhr Mitternacht schlägt, fährt der Computer im Arbeitszimmer hoch und beginnt das Radio, Musik zu spielen. So laut, dass es bis ins Schlafzimmer dröhnt. Natürlich schaltet man beides wieder aus, doch Punkt drei Uhr morgens beginnen beide Geräte auf's Neue zu fiepen und zu dudeln. Dann wird der Nachtschlaf ganz spontan musikalisch aufgelockert. Bis heute ist nicht herauszukriegen, welche Ursache dem Phänomen zu Grunde liegt. Fest steht aber: Der Musikgeschmack der Geräte ist nicht der eigene. Jede Nacht "Old MacDonald Had A Farm", gefolgt von der Lambada-Melodie. Beide Male die Instrumentalversion, aber das macht es auch nicht besser. Und: offenbar haben Computer und Radio schon andere mit ihrem Eigenleben angesteckt. Als man kürzlich am Parkplatz die Einkäufe ins Auto laden wollte, hatte man den Türöffner gedrückt. Die Heckklappe des Fahrzeugs öffnete sich, aber man erkannte die Müllberge auf den Rücksitzen nicht wieder. Kein Wunder, es war nicht das eigene Auto. Das stand eine Parkreihe weiter. Noch so ein ungelöstes Rätsel. Wahrscheinlich sind russische Hacker an allem schuld. Oder Trump. Wahrscheinlich hört der gerne "Old MacDonald Had A Farm", wenn in Washington die Sonne untergeht. Schlägt dann nicht gerade in Königsdorf die Kirchturmuhr drei Uhr nachts?

© SZ vom 24.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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