Mitten in der Region:Eine ziemlich sichere Sache

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Wer am Waldesrand ein verlassenes Auto vorfindet, kann schon mal auf seltsame Gedanken kommen

Kolumne von Kerstin Vogel

Neulich morgens auf dem Waldparkplatz. Bei einem Auto, das schon dasteht, ist die Heckklappe weit offen. Das ist zunächst nicht allzu ungewöhnlich und man ist auch noch ein bisschen müde, also denkt man erst mal gar nichts. Seltsam nur, dass kein Mensch zu sehen ist. Kurz durchzuckt das müde Gehirn der Gedanke an ein Verbrechen. Ob der zum Auto gehörige Mensch verschleppt worden ist? Ach was, das ist die prosperierende Flughafenregion, nicht die Bronx.

Oder jemand sammelt was im Wald, hat den Kofferraum einfach nur aufgelassen, um schnell einladen zu können, was er gefunden hat? Aber was kann das sein? Pilze? Zu dieser Jahreszeit? Tannenzapfen? Wozu? Weihnachten steht ausnahmsweise nicht vor der Tür, Tannenzweige für den Adventskranz fallen ebenfalls aus - und außerdem: Es ist einfach keiner da. Nicht am Auto und auch sonst nirgends. Das Gehirn, immer noch nicht ganz auf der Höhe, denkt weiter. Wahrscheinlich hat einer noch etwas aus dem Kofferraum geholt und nicht richtig zugemacht. Aber was, wenn etwas Wertvolles im Auto liegt? Geldbörse, i-Pad.

Das müde Gehirn setzt schließlich den müden Körper in Bewegung. Mal nachschauen. Einen halben Meter vor dem Auto offenbart sich dann des Rätsels Lösung. Es knurrt. Nicht sehr laut, aber unüberhörbar knurrt das Auto, nein, natürlich knurrt es aus dem Auto und der vorsichtige Blick in den Kofferraum zeigt einen recht großen, gut behaarten Hund, der gerade ziemlich deutlich macht, was er von dieser Annäherung hält. Nichts. Absolut nichts. Der bewegt sich nicht mal, er knurrt, zeigt die 42 Argumente in seinem Maul. Es ist klar, dass man jetzt besser nicht noch näher kommt. Hört und liest man ja überall, dass man Hunde bei der herrschenden Hitze nicht im geschlossenen Auto warten lassen soll. Logisch also fast, dass dieses hier auf ist.

Beruhigt und mittlerweile wach zieht man sich zurück und denkt sich: Nö. Was auch immer in diesem Auto ist - inklusive dem Hund selber - es ist sicher. Geldbörse, i-Pad, die Goldreserven der USA - egal was: definitiv sehr, sehr sicher!

© SZ vom 01.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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