Mitten in der Region:Eine Heimat für den Bierschnegel

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In Bamberg hat sich ein Bierschnegel sehen lassen - nach 22 Jahren Absenz. Er würde gerne in einen Bierkeller umziehen. Wir hätten da eine Idee

Von Kerstin Vogel

Er ist gelblich bis orange, hat blaue Fühler und steht auf der roten Liste der gefährdeten Arten. Außerdem ist er nackt, hat sich 22 Jahre lang in Bayern nicht sehen lassen - und dass der Bierschnegel jetzt wieder entdeckt wurde, ist irritierenderweise einem Aktiven des Landesbundes für Vogelschutz zu verdanken. Der hatte wiederum in einem alten Bierkeller im Landkreis Bamberg eigentlich nach Fledermäusen gesucht, dort stattdessen aber das Schneckentier gefunden und die "kleine Sensation" sofort gemeldet.

Nun heißt der Bierschnegel Bierschnegel, weil er tatsächlich gerne in Bierkellern lebt, die aber mit der fortschreitenden Modernisierung im Brauereiwesen ebenfalls irgendwie auf einer roten Liste stehen und leicht einmal abgerissen oder verfüllt werden; so geschehen beispielsweise mit den "Peterkellern" am Mainburger Berg in Freising. Die mussten einer schnieken, neuen Wohnbebauung weichen; nur ob davon auch Bierschnegel betroffen waren, ist unklar - vielleicht, weil niemand nach Fledermäusen gesucht hat, vielleicht aber auch, weil so ein Schnegel von Vogelexperten im Dunkel eines Kellers leicht für eine Schnecke gehalten werden kann - und wenn der Mann dann zufällig auch noch Gärtner ist, dann: Gute Nacht, Kriechtier.

Im Landkreis Bamberg jedenfalls wird nun rund um die Fundstelle weiter nach Bierschnegeln gesucht - und wenn man welche findet, dann müssen die umgesiedelt werden, weil ihr Keller abgerissen wird. Und vielleicht könnte die Stadt Freising dann ja anbieten, der Sippschaft eine neue Heimat zu geben. Bierkeller hätte es gerade noch genug, um die 15 finden sich unterhalb der Stadt und so ein Schnegel wird ja nicht groß.

Freising als Bierstadt aber hätte eine neue Attraktion, hätte neben all den Bierbrauern und Bierforschern, Bierverkäufern, Biertrinkern und Bier-Neuerfindern endlich auch noch ein Biertier. Die Stadtführer könnten eine Schnegelführung anbieten; die Brauereien den Schnegelkopf mit den blauen Fühlern als Logo auf Bierflaschen kleben, im Rathaus könnte eine Schnegel-Ausstellung gezeigt werden - und dann kann Aldersbach ja noch mal kommen, und mit der Landesbierausstellung angeben. Ohne Bierschnegel? Na, also wirklich nicht!

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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