Mitten in der Region:Digitale Wunderwelt

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Wenn die Patientenverwaltung auf ein neues Programm umgestellt wird, kann es zu Fehlern kommen

Kolumne von KERSTIN VOGEL

Anruf in der Arztpraxis. Nichts Wildes. Nachfrage wegen einer Medikamentendosierung. Der Arzt, er ist viel beschäftigt, hat gerade keine Zeit. "Wir setzen Sie auf Rückruf", sagt die nette Sprechstundenhilfe. Auch gut. Es hätte schließlich auch eine Warteschleife samt gruseliger Fahrstuhlmusik werden können.

Eine halbe Stunde später kündet das Smartphone von einer SMS. "Wir möchten Sie an Ihren Termin erinnern", steht da, höflich immerhin - aber am selben Tag, um 17 Uhr, bei einem Doktor aus der Gemeinschaftspraxis, bei dem man noch nie war? Zudem man auch gar nicht wollte und schon gar nicht quasi sofort?

Die SMS bietet einen Link für "Details & Absage" an, der wiederum zu der Aufforderung führt, sich ein Konto für die Verwaltung der Arzttermine anzulegen. Weil der eigene Arbeitstag indes noch die eine oder andere Anforderung bereit hält, fällt die Entscheidung gegen diesen Schritt, zumal man ja eigentlich nur eine Nachfrage. . .

Die Sache aber nagt sich über Nacht so richtig ins Bewusstsein. Okay, klar, man ist "nur" Kassenpatient, aber dass einem deswegen nun Zwangstermine bei fremden Ärzten zugewiesen werden sollen? Unpersönlich noch dazu; und am Ende hat man noch ein Online-Konto mit irgendeinem Passwort, das man eigentlich nicht wollte? Nein, also so nun nicht, kommt nicht in Frage, Frechheit!

Neuerlicher Anruf in der Arztpraxis mit der Bitte um Aufklärung. Ja, sagt die ebenfalls nette Gesprächspartnerin, zu der einen die nette Sprechstundenhilfe verbindet, und man hört weit entfernt von jeder Frechheit ein leicht verzweifeltes Lachen durch die Leitung: Man stelle gerade die Patientenverwaltung um auf ein neues Programm - und immer, wenn man für den Arzt dort eine Rückrufbitte hinterlege, dann schicke der Computer eine Terminerinnerung an den jeweiligen Patienten - für einen nicht vorhandenen Termin. Man finde den Fehler einfach nicht.

Wie einem die digitale Welt doch in allen Lebensbereichen die Arbeit erleichtert.

© SZ vom 23.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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