Warum zwängt sich der Mensch bei dieser Gluthitze in Schutzkleidung - meist auch noch in schwarze - und setzt sich auf Motorräder? Diese Frage muss in diesen Tagen gestellt werden. Schon allein, weil es ja ganz ohne Not geschieht. Offenbar machen die Leute es freiwillig. Wenn die Motorradfahrer irgendwo Pause machen und ihr Visier öffnen, sieht man, dass die ganze Aktion tatsächlich ohne Druck auf sie passiert. Von Kopf bis Fuß eingepackt, schwitzen sie wie in einer finnischen Dampfsauna und schauen trotzdem überglücklich aus. Es ist nicht zu fassen.
Die Menschen sollen sich über die Jahrhunderte weiter entwickelt haben? Offenbar ja nicht. Selbst der stumpfsinnigste Hornochse hätte sich im Mittelalter bei 30 Grad im Schatten nicht freiwillig in eine Ritterrüstung gezwängt und sein Pferd gesattelt. Nur um den Wind bei voller Fahrt, beziehungsweise Galopp zu genießen. Er hätte das wenn überhaupt nur von Berufswegen gemacht. Zum Beispiel um eine Burg zu überfallen oder Prinzessinnen vor Drachen zu retten.
Aber im Landkreis gibt keine klassischen Monster und auch keine Ritter mehr. Die Visiere haben jetzt andere vor dem Gesicht. Münchner zum Beispiel, die mit ihren Harleys am Wochenende in die Region einfallen und die Landstraßen mit ihrem lautem Auspuffgetöse und Gestank belagern. Die modernen Monster mit dem "M" auf dem Nummernschild sind die schlimmste regionale Landplage seit dem "Besuch" der Schweden in Erding im Dreißigjährigen Krieg. Fast möchte man heraufbeschwören, dass es dieser Tage noch mal um zehn Grad heißer wird. Sodass es sich im Motorradlergewand irgendwann anfühlt, wie wenn man in Ritterrüstung vor dem Schlund eines feuerspeienden Drachens steht, leider aber die Lanze vergessen hat.