Mitten in der Region:Bunter Hund? Begossener Pudel!

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Das kommt ein bisschen plötzlich: Nach 32 Jahren als Journalist braucht man plötzlich einen Presseausweis. Ohne geht - fast - gar nichts.

Kolumne von Wolfgang Schäl

Zunächst für den Laien eine kleine Einführung in das Journalistendasein, das den Besitz eines Ausweises voraussetzt, des Presseausweises, der am Ende des Jahres ungültig wird. Gebraucht haben wir ihn in mehr als 32 Jahren nicht, denn nach einiger Zeit war man bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund, das Berichterstattungsgebiet ist überschaubar.

Nun hat es uns doch noch ereilt. Wir haben einer Gesichtsprüfung beim Auftritt des Comedy-Duos Seiler und Speer nicht standhalten können und blieben mangels Presseausweis und Akkreditierung außen vor. Akkreditierung klingt ein bisschen nach Nato-Treffen, ist aber letztlich nur eine Anmeldung, zu der man - siehe oben - einen Ausweis oder ein anders geartetes Erkennungszeichen bekommt, in diesem Fall ein farbiges Armband. Das hatten wir nicht, und der kleinlaute Appell, uns schnell mal unbürokratisch durchzuwinken, stieß auf Granit. So stand man da wie ein kleiner Gauner, der versucht, sich die teure Eintrittskarte zu erschleichen, ja mehr noch: Wie ein begossener Pudel, denn just in diesem Augenblick öffnete der Himmel höhnisch seine Schleusen und nahm unserem Auftritt die letzte Würde.

Was also tun? Schließlich nehmen wir unsere Berichtspflicht ernst, zumal es sich um eine Massenveranstaltung mit mehreren tausend Besuchern gehandelt hat. Wie ein aufgeweichter Kiebitz auf einen Baum steigen? Nach Ende des Auftritts irgendwen fragen, wie es war? Aus dem Internet abschreiben? Machen wir aus Gründen der Seriosität natürlich nicht, und so bleibt uns nur zu beschreiben, wie wir uns bei dem Versuch, mit unserem Auto von der nassen Wiese herunterzukommen, beinahe mit dem Strom der heranrollenden Besucherautos verheddert und ein Parkchaos angerichtet hätten. Ach ja, auch ein paar dröhnende Akkorde der Alpenrock-Vorband "Da Rocka und da Waitla" könnten wir noch erwähnen, ansonsten verweisen wir auf Berichte unserer Mitbewerber. Was das Duo betrifft, werden wir uns übrigens bitter rächen: Beim nächsten Mal akkreditieren wir uns und gehen einfach nicht hin.

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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