Auf den Parkplatz des Supermarkts fährt ein großer schwarzer SUV, ein sogenanntes "Sport Activity Vehicle". Auf Deutsch soviel wie "Sport- und Nutzfahrzeug" oder "Sportgebrauchsfahrzeug". Eigentlich sind noch viele Stellplätze frei. Doch das Riesenauto braust an ihnen alle vorbei, bis der Fahrer ganz nahe am Eingang des Supermarktes eine Parklücke entdeckt und das Riesenauto dort abstellt. Genau vor einem Schild, das darauf hinweist, dass dieser Platz für Eltern mit Kindern reserviert ist. Ein älterer Herr, sportlich und grauhaarig, steigt aus. Von einem Kind ist jedoch nichts zu sehen. Das Schild scheint ihn nicht weiter zu kümmern. Der Mann eilt schnellen Schritts in den Laden - vorbei an den Einkaufswagen, die er ebenfalls keines Blickes würdigt. Es pressiert offenbar.
Wenige Augenblicke danach biegt ein junger Mann mit seinem Fahrrad auf den Parkplatz ein. Er steuert die Radelständer an und steigt ab. Dann hebt er seine kleine Tochter aus dem Kindersitz und geht mir ihr in Richtung zu den Einkaufswägen. Doch das vielleicht drei Jahre alte Mädchen macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Mit den schmucklosen Drahtfahrzeugen, die der Vater mit Hilfe eines Euros in Betrieb nehmen möchte, hat die Kleine nun aber schon gar nichts am Hut. Reicht schon der Drahtesel. Sie hat nämlich ein buntes Plastikwägelchen entdeckt, das vorne einem Auto nachgebildet ist und neben den Einkaufswägen steht. Ehe der Papa sich versieht, sitzt das Mädchen auf dem Fahrersitz und hat das Lenkrad in der Hand.
Brrmm, brrmm, ist zu vernehmen. Die Tochter lässt den Motor röhren, wenn auch nur mit selbst erzeugten Geräuschen. Der Vater muss seufzend nachgeben und Kind samt Plastikwagen ins Geschäft schieben. Die Verlockung für das Kind war einfach zu groß. Ein Auto macht halt doch mehr her als Papas altes Fahrrad, selbst wenn es nur aus Kunststoff ist und keinen eigenen Motor hat. Deutschland ist eben Autoland. Das haben schon die kleinsten Kinder beim Einkaufen festgestellt.