Mitten in der Region:Aha, Oma

Man kann sich noch so jung fühlen. Wenn aber die Umgebung seltsam reagiert, muss man der Wahrheit ins Auge blicken

Von Claudia Koestler

Irgendwann kommt der Zeitpunkt, da lässt sich Alter nicht mehr ignorieren. Bislang hatte man die Tatsache, dass auch das eigene Alter fortschreitet, nur an kleinen Alltagsphänomenen festmachen können: dass die Post immer öfter vom Finanzamt kommt statt von Verehrern. Dass sich die Tiegel und Töpfchen im Badezimmer heimlich, still und leise vermehren. Und dass man plötzlich jedes Auf- und Niedersetzen mit einem hörbaren Seufzer begleitet, vor allem am Ende eines langen Arbeitstages.

Man ist, behauptet zumindest der Volksmund, so alt, wie man sich fühlt. Dieses gefühlte Alter hängt aber auch immer eng mit der Umgebung zusammen, in der man sich gerade aufhält. Und hier ist Vorsicht angeraten, sonst geht es einem wie kürzlich einer Arbeitskollegin. Sie kam frisch parfümiert zu einer Sitzung, Duftwolken umstoben sie, was den nächstgelegenen Gemeinderat dazu animierte zu fragen, was er denn da an der Kollegin erschnüffle. "Roma", antwortete sie. Doch der Gegenüber verstand wohl eher das, was er verstehen wollte: "Aha, Oma", murmelte er.

Das erinnert an einen ebenso missglückten Dialog auf einem längst vergangenen Termin, einer Versammlung des örtlichen Alpenvereins in einer Gaststätte. Nachdem man die Bedienung gefragt hatte, wo der Verein denn tage, kam sie kurz darauf an den Tisch, blickte erst in die Runde und fragte dann die Zeitungsschreiber vertraulich und vorsichtig flüsternd: "Was machen die denn da so im Altenverein?"

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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