Es ist ein dampfiger Juliabend. Man sitzt im Straßencafé. An den kalten Gläsern kondensiert die hohe Luftfeuchtigkeit und bildet nasse Ringe auf den Tischen. Die Luft ist wie aufgeladen. Plötzlich biegt ein Oldtimer ums Eck: Ein britischer Roadster, ohne Dach. Eine richtige Schönheit, tadellose Karosserie, chromblitzend bis in die Speichenräder, die man wohl mit einem Zahnbürstel putzen muss. Der Wagen parkt vor dem Café. Fahrer und Beifahrerin, offenbar ein Ehepaar, steigen aus und setzen sich an einen Nachbartisch.
Das Auto ist ein Traum und man wirft einen bewundernden Blick ins Cockpit. Sportlich klassisches Interieur, Instrumente wie in einer Pilotenkanzel, lederbezogene Sitze, ein Armaturenbrett aus Wurzelholz - was hat man früher doch für wunderschöne Autos gebaut. Man kommt mit dem Paar ins Gespräch, stellt Fragen, wo der Wagen herkommt, wo man für diese tollkühne Kisten noch Ersatzteile bekommt und wie schnell der Wagen fährt. Es handelt sich um einen Re-Import aus den USA. Ersatzteile sind schwierig zu bekommen. Vor allem Verschleißteile wie Verteilerfinger bereiten dann immer wieder Probleme. Und weil es bei diesem Wagen immer wieder den Verteilerfinger "zerschossen" habe, habe man sich auf Anraten der Werkstatt dazu entschlossen, es durch ein modernes elektronisches Bauteil zu ersetzen. Aber ansonsten sei der Wagen im Originalzustand.
Plötzlich frischt der Wind auf. In Sichtweite türmen sich dunkle Wolken auf. Erste Blitze sind zu sehen. 21, 22, 23 - Donnergrollen, das Gewitter ist nicht mehr allzu weit entfernt. Die Tische vor dem Café sind zwar von einem gut verankertem Sonnenschirm geschützt, aber der Oldtimer-Besitzer wirft einen besorgten Blick auf seinen offenen Roadster. Er mahnt seine Frau, sie solle ihr Glas rasch austrinken und ruft dann die Bedienung: "Zahlen, bitte." Mit einem entschuldigenden Achselzucken verabschiedet sich auch die Ehefrau: "Mia müassns packen, wega dem Scheiß-Auto."