Als Journalist hängt man ja oft stundenlang am Hörer. Eine Beschäftigung, die so ihre Tücken hat. Wie schnell ist ein Zahlendreher oder eine falsche Vorwahl eingetippt - und schon erkundigt man sich zum Thema Abfallverordnung bei einer völlig verdutzten Apothekenangestellten oder einem überforderten Fünfjährigen, der erklärt "Da muss ich erst die Mama fragen".
Kürzlich war eine Telefonrecherche bei einem alteingesessenen Gasthof in einer kleinen Ortschaft angesagt. Telefonnummer und Öffnungszeiten waren brav dem Internet entnommen. Doch weder mittags, nachmittags noch am Abend kam ein Kontakt zustande. Am nächsten Tag klingelte das Telefon. "Sie wollten wohl das Gasthaus erreichen", sagte eine nette Frauenstimme. Das Gasthaus sei aber längst geschlossen, informierte die Anruferin. Die Telekom habe ihr die alte Nummer übertragen und seither erreichten sie immer wieder Reservierungsanfragen und Menüwünsche. Sie wollte nur Bescheid geben, auf Wiederhören.
Wir bedankten uns herzlich für diesen Infoservice und mussten zugleich an eine Freundin denken, deren Telefonnummer identisch mit der einer Pizzeria aus der Nachbarstadt ist. Es gibt Tage, da rufen bei ihr bis zu fünf hungrige Menschen an und wollen eine Pizza Salami oder einen kleinen Vorspeisenteller bestellen. Die Freundin lehnt dieses Ansinnen jedes Mal höflich ab und verweist auf die falsche Vorwahl. Manche entschuldigen sich dann eilig, andere legen einfach auf und andere können es nicht glauben und beginnen eine längere Debatte darüber, dass sie doch die richtige Telefonnummer gewählt hätten. Manchmal nimmt die Freundin dann einfach die Bestellung an und leitet sie an die Pizzeria weiter. Vorher überprüft sie jedes Mal zur Sicherheit die Vorwahl - man weiß ja nie.