Mitten im Landkreis:Alternative Hörweisen

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Warum ein Angler aus Langenpreising seinen Fischerkollegen nur noch einen schönen Angelerfolg wünschen will.

Von THOMAS DALLER

Frauen werfen uns gerne vor, wir Männer würden nie richtig zuhören. Das mag schon sein, allerdings sind sie ja auch keinen Deut besser. Diese Woche sind wir beispielsweise von einem Abendtermin heimgekommen und haben unserer Ehefrau, die gerade eine Freundin zu Gast hatte, mitgeteilt, dass wir gerade von der Gründungsversammlung der Dorfener Ortsgruppe des ADFC kämen. Sie wissen schon, liebe Leser, das ist dieser umtriebige Radfahrerclub. Die Freundin reagierte völlig entgeistert: "Was?", fragte sie - und wie viele Leute denn daran teilgenommen hätten. Na, so etwa 50. Kopfschütteln ihrerseits: "So viele?" Daraufhin erkundigte sie sich, wer zum Vorsitzenden dieser Gruppe gewählt worden sei. Die Bezeichnung sei Ortssprecher, entgegnen wir und nennen den Namen. Wieder ungläubiges Staunen. Den Mann kenne sie und das hätte sie nicht von ihm gedacht. Und was diese Gruppe nun in Dorfen vorhabe, lautet die nächste Frage. Ja, mei, Radltouren anbieten, beispielsweise. Sie schaut uns an wie ein Schwaiberl, wenn's blitzt: "Die AfD will in Dorfen Radltouren anbieten?" "Nicht die AfD", beruhigen wir sie, "der ADFC." Da fällt endlich das Zehnerl.

Aber sie ist nicht die Einzige, bei der alle Warnlamperl angehen, wenn sie nur einen ähnlichen Begriff hört, der mit diesen pöbelnden Rechtspopulisten in Verbindung gebracht werden könnte. So hat uns Jean Leisten, der Pressesprecher des Angelsportvereins Langenpreising mitgeteilt, dass er künftig auf den bekannten traditionellen Fischergruß verzichten und lediglich ein erfolgreiches Angeljahr wünschen werde. Er halte es für absolut unangebracht, den Namen der ersten Vorsitzenden der AfD in Verbindung mit einem "heilbringende Gruß" zu nennen. Als überzeugter Sozialdemokrat bringe er diesen Gruß nicht mehr über die Lippen. Gemeint ist die Diskussion um die umstrittenen Äußerungen der AfD-Bundesvorsitzenden Frauke Petry, die sich zwar am Ende mit y schreibt, ausgesprochen wird der Name aber identisch.

Nun glauben wir ja nicht daran, dass jemand gleich an die AfD denkt, wenn sich zwei Herren in Gummistiefeln am Bach begegnen und gegenseitig Fangerfolg wünschen. Aber ein bisschen komisch klingt diese Heilerei der Anglerzunft schon, zugegeben. Uns fällt da immer ein subversiver Spruch ein, der von Karl Valentin während der Nazizeit stammen soll: "Der Hitler hat Glück, dass er nicht Kräuter hoaßt, sonst hätt ma immer ,Heil Kräuter' schrein müssen."

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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