Mitten im Fasching:Von Krapfen und Krämpfen

Irgend etwas Magisches scheint das Teil zu besitzen - oder sind es die Füllungen?

Von Claudia Koestler

Früher war mehr Lametta, mag so manch einer in diesen Tagen Loriot zitieren. Aber auch, wer nicht gerade dabei ist, jene Glitzerfäden vom seligen Weihnachtsbaum dekorativ wiederzuverwerten, kommt den anderen Boten der aufblühenden fünften Jahreszeit nicht aus: Jenem faustgroßen Hefeteigklops etwa, der mit Süßem gefüllt, in heißem Fett ausgebacken und schließlich zuckrig überzogen wird. Irgend etwas Magisches scheint der Krapfen zu besitzen: Sonst würden ja nicht zig Landsleute wieder fleißig Tabletts mit dem Traditionsgebäck aus den Bäckereien herausschleppen.

Doch werden nicht in jedem Jahr durchweg zu viele Krapfen gekauft, da gute Gastgeber immer darauf achten, ihren Gästen die Wahl zwischen dem Gebäck mit Zuckerguss oder Puderzucker zu ermöglichen? Und dann erst die Füllungen! Aprikose oder Johannisbeere? Vanille? Schokolade? Blue Curaçao? An solchen Fragen sind schon Freundschaften zerbrochen. Erstaunlich auch, dass der "Spaßettl-Krapfen", der statt mit Süßem mit Senf oder Sägespänen gefüllt ist, sich auch bei Wiederholungen noch immer als Partybrüller entpuppt.

Was jedoch nur wenige hier in der Karnevals-Diaspora bedenken: Weder die Krapfenfüllungen noch die eigene Abfüllung mit Sekt oder Selters, sondern das Gebäck an sich beeinflusst die Stimmung beim närrischen Treiben - wenn nämlich das Konfetti in der Wurfhand einfach kleben bleibt. Deshalb lautet der wichtigste Satz für die närrische Zeit nicht Helau, Alaaf, Du mi a oder Einer geht noch, sondern: Nach dem Krapfenessen Händewaschen nicht vergessen.

© SZ vom 20.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: