Mitten im Alter:In unfreudiger Erwartung

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Seines Alters wird man sich dann erst richtig bewusst, wenn man zum Arzt muss.

Von Barbara Brießmann

Das Leben ist Wandel, heißt es so schön. In deutlichen Worten bedeutet der Euphemismus doch nichts anderes als: Wir werden älter. Dies zieht beim täglichen Blick in den Spiegel nach einer gewissen Zeit eine Art Entfremdungseffekt nach sich. Wo früher Lachfältchen auftauchten, sind jetzt unauslöschliche Furchen. Auch der Hals hat irgendwann nichts mehr mit der Person zu tun, die sonst im Spiegel auftauchte. Von grauen Haaren, die im Badezimmerlicht schimmern, ganz zu schweigen. Die äußerlichen Zeichen des Alterns . . .

Seines Alters wird sich der Mensch aber erst richtig bewusst, wenn er zum Arzt oder ins Krankenhaus muss. Was da nicht alles abgefragt wird. Welche Tabletten nehmen Sie? Als hätte jeder ein Schächtelchen mit vielen Fächern und vielen bunten Pillen, die er nach gewissen Tageszeiten einnehmen muss. Vorerkrankungen? Damit sind nicht Grippe oder Bronchitis gemeint.

Fast schon gemein sind mit zunehmendem Alter die Fragen Frauen gegenüber, wenn es zum Röntgen geht. Einst hieß es vom medizinischen Personal: Sind Sie schwanger? Ein paar Jahre später wird unsicher formuliert: Könnten Sie schwanger sein? Dass ein reifes Alter erreicht ist, mündet in der Feststellung: Schwanger sind Sie sicher nicht!

Da kann eine Frau nur hoffen, dass sie auf nicht medizinisches Personal etwas frischer wirkt. Dass sie mit den Jahren "interessanter" wird wie so mancher Mann, schminkt sie sich im Alter ab. Sie hofft auf das Kompliment, sich "gut gehalten" zu haben. Trotz allem Wandel.

© SZ vom 21.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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