Mittelschulverbund wird aufgelöst:Erding mag nicht mehr

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Die Mittelschule Erding (im Bild) bildete mit den Mittelschulen in Altenerding, Oberding, Wörth und Finsing einen Verbund. Das ist ab nächstem Schuljahr vorbei. (Foto: OH)

Die Große Kreisstadt verlässt zum kommenden Schuljahr den Mittelschulverbund mit Oberding, Finsing und Wörth. Die drei kleinen Schulen machen jetzt in einer eigenen Kooperation allein weiter

Von Regina Bluhme, Erding

Der Mittelschulverbund von Erding, Oberding, Wörth und Finsing wird zum kommenden Schuljahr aufgelöst. Erding hat den Vertrag, der den kleineren Schulen das Überleben sichern soll, gekündigt. Laut Oberbürgermeister Max Gotz will Erding nicht länger Kinder zur Klassenbildung an die auswärtigen Schulen abgeben. Die Große Kreisstadt plant nun einen eigenen Verbund für ihre beiden Mittelschulen, während Oberding, Finsing und Wörth zu dritt weiter machen.

"Wir waren schon vom Ausstieg überrascht", sagen unisono die Bürgermeister von Finsing und Wörth, Max Kressirer (Freie Wähler) und Thomas Gneißl (Überparteiliche Wählergemeinschaft). Doch Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) deutet an, dass es hinter den Kulissen nicht immerharmonisch zugegangen und Erding schon länger unzufrieden war. Wie der OB gegenüber der SZ erklärt, stört ihn vor allem, dass Erdinger Schüler in der Vergangenheit an auswärtige Schulen "abgezogen" worden seien. Zum Beispiel werden derzeit vier Erdinger Schüler in Wörth unterrichtet. Es könne zudem nicht sein, dass wegen eines Abzugs dann an Erdinger Mittelschulen Schüler fehlten und, wie schon einmal geschehen, statt zwei kleineren Klassen nur eine große gebildet werden könne. Erdinger sollten in Erding bleiben, das sei seine Aufgabe als Bürgermeister, sagt Gotz. "Wir wollen nicht, dass Erdinger Schüler zum Spielball werden und bloß, weil irgendwo eine Klasse nicht zustande kommt, dahin oder dorthin gekarrt werden", so formuliert es der Erdinger Schulreferent, CSU-Stadtrat Josef Biller.

"Das klingt ja fast so, als würden wir Erdinger Schüler mit dem Lasso einfangen", sagt die Leiterin der Wörther Mittelschule, Andrea Rappold. Die vier Erdinger Schüler seien freiwillig gekommen. Zuvor habe das Schulamt an Erdinger Grundschulen angefragt, ob es Kinder gebe, für die eine kleine Schule nicht günstiger wäre. "Daraufhin haben sich die Eltern gemeldet, sie haben sich unserer Schule angeschaut und dann freiwillig entschieden, dass sie ihre Kinder bei uns anmelden", erklärt Rappold.

Auf der anderen Seite haben auch Erdinger Kinder zum Beispiel die Oberdinger Mittelschule besucht, um dort zum Beispiel nach schulischen Problemen "neu durchzustarten", wie es Schulamtsleiterin Marion Bauer ausdrückt. Oberding sei sogar recht beliebt.

"Ich kann nur sagen: Die Zusammenarbeit unter den Schulen war hervorragend", erklärt Petra Leubner, Rektorin der Mittelschule Erding und bislang Verbundskoordinatorin. Es habe "ein reger Austausch" geherrscht, unter den Schulleitern würden einige durchaus die Auflösung bedauern.

2011 hatten sich die ehemaligen Hauptschulen in Erding, Altenerding, Finsing, Oberding und Wörth unter dem neuen Namen Mittelschulen im Verbund Erding zusammengeschlossen.. Mit im Boot sind zudem Moosinning und Neuching. Im Verbund sind zum Beispiel alle berufsorientierenden Zweige im Angebot. Eine der Voraussetzungen war zudem, dass innerhalb des Verbunds ein Zweig angeboten wird, der zur Mittleren Reife führt. Das ist am M-Zug der Mittelschule Erding der Fall, seit 2017 können Schüler aber auch das 9+2 Angebot in Finsing nutzen. Nach Aussage von Marion Bauer besteht für Kinder dieser drei Schulen weiterhin die Möglichkeit, mit dem entsprechenden Notendurchschnitt auf den M-Zweig zu wechseln und Erdinger können weiterhin die 9+2 Angebot nutzen.

Johann Deschu, Rektor der Oberdinger Mittelschule, geht davon aus, dass künftig mehr Oberdinger Schüler in die Vorbereitungsklassen 9+2 nach Finsing wechseln werden. In dem neuen Verbund seien diese Vorbereitungsklassen "in Zukunft die erste Option" für Oberdinger Schüler, schreibt Deschu. Stephan Rettig, der Leiter der Mittelschule Finsing, sieht optimistisch in die Zukunft. Angesichts des Bevölkerungswachstums ist er sicher, "dass wir in Zukunft auch groß genug sind, um weiter zu existieren". Finsings Bürgermeister Max Kressirer, erklärt, Prognosen sähen stabile Schülerzahlen voraus, in den nächsten Jahren sei mit insgesamt bis zu 430 Schülern im Verbundsgebiet zu rechnen. Er verweist auf die 9+2 Möglichkeit in seiner Gemeinde. Das Modell hat laut Schulamtsleiterin Marion Bauer "alle Erwartungen übertroffen". Es werde sogar überlegt, für kommende Schuljahr eine zweite Klasse einzurichten. 2017 haben 20 Schüler das die sogenannte V-Klasse besucht, heuer sind es 29. Um die Zukunft der Wörther Mittelschule sei ihm nicht bange, betont Bürgermeister Thomas Gneißl. Die Schülerprognosen für die nächsten fünf Jahre seien stabil, vom Schulamt habe Wörth zudem "ein positives Feedback für den Standort" erhalten.

© SZ vom 22.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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