Mit Vertrauensvorschuss:Bauwagen sucht neuen Standort

Lesezeit: 2 min

Bauwägen wie dieser sind beliebte Treffpunkte für Jugendliche. Doch nicht jedem gefällt das. (Foto: Caterina Hess)

In Langenpreising könnte aus einem wilden Jugendtreff eine mit der Gemeinde abgestimmte Einrichtung werden

Von Wolfgang Schmidt, Langenpreising

Er war nicht der einzige Bauwagen im Landkreis Erding, der als Jugendtreff diente oder noch dient. Und wie bei den anderen drückte das Landratsamt so lange ein Auge zu, bis ein Beschwerdeführer kam, der Anstoß an dem Tun nahm. Dann kam das behördliche Verbot, und damit waren die Jugendlichen zwar nicht ihren Bauwagen, aber ihren Standort im Langenpreisinger Außenbereich los. Die beiden Jugendreferentinnen des Langenpreisinger Gemeinderats, Natalie Kienmüller-Stadler und Lena Straßer, nahmen sich der Sache an und Kontakt mit dem Kreisjugendring (KJR) auf. Es schälte sich eine Möglichkeit heraus, wie der Jugendtreff gerettet werden könnte: Wenn der Gemeinderat zustimme, könnte der Bauwagen an einem Standort im Innenbereich weiter seinen bisherigen Zweck erfüllen. Und der Gemeinderat hat jetzt grundsätzlich sein Okay zu dieser Lösung gegeben.

Wie aus einem ehemals wilden Jugendtreff ein gemeindlicher werden kann, darüber informierte den Langenpreisinger Rat in seiner Sitzung Simone Gutmann vom KJR. Die war erst einmal voll des Lobes über die Jugendlichen, selten habe sie so "einen gepflegten Bauwagen gesehen". Der Treff wurde selbst hergerichtet, selbst organisiert, wenn man so wolle, sei das ein "kostenloses Zuckerl" der Jugendlichen für die Gemeindearbeit gewesen.

Am Beispiel Walpertskirchen erklärte Gutmann, wie ein gemeindlicher Jugendtreff funktionieren kann. Dort gibt es eine Nutzungsvereinbarung, in der die Rechte und Pflichten klar geregelt sind. Im Vertrag steht, welche Personen verantwortlich sind - das können auch die Eltern sein. Die Öffnungszeiten sind ebenso festgelegt wie das Zutrittsrecht. Sehr wichtig ist der Umgang mit alkoholischen Getränken. In Walpertskirchen gilt ein Schnapsverbot und eine Regelung, bei der von benannten Personen darauf geachtet wird, dass Bier und Wein nur im Rahmen des Jugendschutzes abgegeben wird. Drogen und jugendgefährdende Schriften werden laut Vertrag geächtet. Bei Nichteinhaltung der Hausordnung kann ein Hausverbot ausgesprochen werden, in schweren Fällen kann es auch zu einer Strafanzeige kommen. Das Genannte seien Grundregeln. Wie die genauen Strukturen in Langenpreising aussehen könnten, müssten Jugendliche und Politiker untereinander aushandeln.

Aus dem Gemeinderat kamen noch einige Fragen, vor allem, was die Haftung betrifft. Bürgermeister Peter Deimel (FWG) etwa wollte sicherstellen, dass er nicht bei einer Feier um 2 Uhr morgens auf der Matte stehen müsse, wenn etwas passiert ist. Deswegen sollten bei solchen Festen immer auch zwei oder drei Erwachsene als Verantwortliche mit unterschreiben. Das alles sei Verhandlungssache wie auch die Frage, wer von Gemeindeseite die Betreuungsfunktion übernehme. Es "gibt kein Schema F", sagte Gutmann.

Aber es muss eine Vertrauensbasis geben. Dazu gehöre es dann auch, dass die Frau oder der Mann von der Gemeindeseite den Treff nur in Begleitung eines Jugendlichen betreten sollte, also "keine Alleingänge" unternimmt, wie Gutmann die Runde mahnte.

Aus eigener Erfahrung konnte Natalie Kienmüller-Stadler beisteuern, dass es sich hier um einen "tollen" Jugendtreff handele, bei dem Verantwortung groß geschrieben werde. "Das fängt beim Aschenbecher an und hört bei den Mülltonnen auf", sagte die Jugendreferentin. Wenn man die Haftung abgeben könne, solle man den Kreis in Langenpreising unbedingt aufrechterhalten. Auch Karin Dürr sprach sich dafür aus, hier einen "Vertrauensvorschuss" zu gewähren.

So kam es dann auch. Bürgermeister Deimel machte den vielen Jugendlichen im Sitzungssaal das Angebot, sie könnten sich gerne mit den Jugendbeauftragten und den drei Bürgermeistern zusammensetzen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Und weil der kluge Mann vorbaut, sagte er auch, er hoffe, dass sie nicht enttäuscht seien, wenn die Suche nach einem geeigneten Platz "nicht von heute auf morgen klappt".

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: