Mit Infoständen und Faltblättern:Botschafter eines gewaltfreien Islam

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Die Ahmadiyya Muslim-Gemeinschaft hat nur relativ wenige Mitglieder in Deutschland. An diesem Wochenende beginnt im Landkreis Erding ihre Kampagne "Muslime für Frieden, Freiheit und Loyalität"

Von Florian Tempel, Erding

Sie tragen weiße T-Shirts mit blauem Aufdruck und alle die gleichen Baseballkappen. "Muslime für Frieden" ist darauf zu lesen und auf dem Rücken der T-Shirts: "Liebe für alle, Hass für keinen." Am kommenden Samstag werden sie in Dorfen in der Innenstadt einen Infostand aufbauen. Andere wollen in Kleingruppen mit Autos durch den Landkreis fahren, um möglichst überall ihre Botschaft zu verbreiten. Sie gehören der Ahmadiyya Muslim-Gemeinschaft an, die sich selbst als islamische Reformbewegung sieht. Bei einer Pressekonferenz in Erding erklärte Imam Usman Naveed aus Neufahrn, mit der Kampagne "Muslime für Frieden, Freiheit und Loyalität" wolle man der Bevölkerung die friedvolle Seite eines reformierten Islam zeigen. Die Ahmadi-Muslime seien pazifistisch, lehnten Gewalt ab und stünden "selbstverständlich zum Grundgesetz der Bundesrepublik und verhalten sich loyal gegenüber ihrem Land".

Die Ahmadiyya Muslim-Gemeinschaft hat in der Bundesrepublik nur etwa 40 000 Anhänger. Das ist nicht gerade viel. Tatsächlich aber ist die 1889 in Indien gegründete Religionsgemeinschaft seit bereits 90 Jahren auch in Deutschland präsent. In Hessen und Hamburg sind die Ahmadiyya Muslim-Gemeinschaften als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt und somit christlichen Kirchen rechtlich gleichgestellt. In Deutschland gibt es etwa 50 Ahmadiyya-Moscheen, zahlreiche weitere sind geplant oder im Bau. Für den Großraum München hat die Ahmadiyya Muslim-Gemeinde ihren Sitz zusammen mit der Al-Mahdi-Moschee in Neufahrn im Landkreis Freising. Der Gemeinde gehörten ungefähr 240 bis 250 Menschen an, sagte Imam Naveed, im Landkreis Erding gebe es nur "vereinzelte Mitglieder".

Die anlaufende "Info-Kampagne" im Landkreis Erding läuft nach einem Muster, das auch in vielen anderen Regionen Deutschlands angewandt wird. Mit Infoständen - am kommenden Wochenende in Dorfen und Anfang März in Erding - wolle man "Kontakt aufbauen" und Mitbürgern einen "reformierten Islam" vorstellen. Dazu haben die Ahmadi-Muslime reichlich gedrucktes Material: viele Flyer, Broschüren und Hefte. Alles sei ausschließlich aus Spenden der Mitglieder finanziert, versicherte Imam Naveed.

In einem blauen Faltblatt mit dem Titel "Muslime für Frieden, Freiheit und Loyalität" sind zum Beispiel Textpassagen aus dem Koran und Worte des Propheten Mohammed zusammengefasst, die das Selbstverständnis der Ahmadi-Muslime verdeutlichen sollen: "Es soll kein Zwang sein im Glauben" oder, "wer eine Tochter gut aufzieht und ihr eine gute Bildung und Erziehung angedeihen lässt, erwirbt dadurch das Paradies". Diese Flyer sollen nach und nach in "allen 703 Ortschaften im Landkreis" verteilt werden, hieß es bei der Pressekonferenz. In einigen Wochen soll es eine "Infoveranstaltung" mit dem Thema "Der Islam - eine Bedrohung oder eine Quelle für den Frieden?" geben, Termin und Ort stehen aber noch nicht fest. Außerdem will man "Friedensbäume" pflanzen.

Das Verhältnis der Ahmadi-Muslime zu anderen Muslimen ist laut Imam Naveed in Deutschland sehr gut. In anderen Ländern der Welt gilt das nicht. In Pakistan werden Ahmadi-Muslime nicht als Muslime anerkannt, sondern als Ungläubige und vom wahren Glauben abgefallene Menschen unterdrückt und verfolgt. Ahmadi-Muslime aus Pakistan, die in Deutschland Asyl beantragen, sollten nach aktuellen Gerichtsentscheidungen hier Schutz erhalten. Die Zahl der Ahmadi-Muslime in Deutschland ist vor allem durch pakistanische Flüchtlinge in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen.

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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