Mit 8:7 Stimmen:Umstrittene S-Bahn-Verlängerung

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Auch der Moosburger Stadtrat hat eine Verlängerung der S1 abgelehnt. (Foto: Marco Einfeldt)

Planungsausschuss des Freisinger Kreistags lehnt Ausbau der S 1 bis Moosburg ebenfalls knapp ab

Von Peter Becker, Freising/Moosburg

Erst vor Kurzem hatte sich der Moosburger Stadtrat einmütig gegen eine Verlängerung der S-Bahn-Linie 1 nach Moosburg ausgesprochen. Diese ist Bestandteil der Fortschreibung des Regionalplans München. Grund ist die Sorge, es würden als Konsequenz Halte von Regionalzügen gestrichen. So einhellig die Meinung der Moosburger zur S-Bahn-Verlängerung über Freising hinaus im Stadtrat ist, so differenziert ist sie im Landkreis. Dort hat der Planungsausschuss des Kreistags den Antrag des Kreisrats und Dritten Moosburger Bürgermeisters Michael Stanglmaier (Grüne), sich gegen eine Ausweitung der Linie 1 auszusprechen, mit knapper Mehrheit abgelehnt (8:7).

Die Moosburger hatten im Zuge der Fortschreibung des Regionalplans bereits zwei Mal ihre Ablehnung formuliert, sahen sich aber ein drittes Mal dazu genötigt, weil in den Unterlagen zu dessen dritter Anhörung nichts davon zu lesen war. "Dies bedeutet eine Verschlechterung der Bahnanbindung", begründete Stanglmaier seinen Antrag. Die Moosburger treibt nämlich die Sorge um, dass im Falle einer Anbindung an das Schnellbahnnetz die Zugverbindungen ausgedünnt werden könnten.

Stanglmaier sieht in einem S-Bahnanschluss keine Vorteile für die Stadt. Die Fahrt mit der S-Bahn dauere wesentlich länger als die mit dem Zug, stellte er fest. Der bewältigt die Strecke von München nach Moosburg in 35 Minuten. Verlängere sich aber die Fahrtzeit, mutmaßte Stanglmaier, stiegen wohl etliche Pendler wieder von der Bahn auf das Auto um. Der Kreisrat der Grünen sieht deshalb die Zeit zum Handeln gekommen. "Wir müssen jetzt schon den Riegel vorschieben, denn sonst ist es zu spät", mahnte Stanglmaier.

Landrat Josef Hauner (CSU) sah aber "keine Notwendigkeit einer Abstimmung" oder gar "aktuellen Handlungsbedarf". Die S-Bahn-Verlängerung über Freising hinaus nach Moosburg sei Teil einer Vision, doch gebe es noch keinerlei Festlegungen. Er wolle jedenfalls niemandem die Zukunft verbauen. Denn wenn jemand beispielsweise in Moosburg wohne und in Neufahrn arbeite, könne er die Strecke zu seinem Arbeitsplatz zurücklegen, ohne in Freising noch einmal umsteigen zu müssen. "Das sollen die entscheiden, die in 20 Jahren die Verantwortung tragen", verwies Hauner auf nächste Kreistags-Generationen.

Ähnliche Befürchtungen zur Verlängerung der S-Bahn-Strecke wie die Moosburger äußerte vor Jahresfrist Marzlings Bürgermeister Dieter Werner. Ein S-Bahn-Halt in seiner Gemeinde sei eine gute Ergänzung zum Regionalzug-Angebot, meinte er prinzipiell. Allerdings sei Marzling nur eine kleine Gemeinde. Da bestehe die Gefahr, dass das Zugangebot ausgedünnt werde. Denn nur eine S-Bahn im Vierzig-Minuten-Takt, das sei im Berufsverkehr zu wenig, findet er. Susanne Hoyer, Langenbachs Bürgermeisterin, ist sich dagegen sicher: "Es wird künftig beides geben, S-Bahn und Regionalbahn", sagte sie jüngst in der Sitzung des Langenbacher Gemeinderats, der ebenfalls zur Fortschreibung des Regionalplans Stellung nehmen musste.

Doch nicht nur Langenbach wäre an einer S-Bahn-Verlängerung interessiert. SPD-Kreisrat Anton Neumaier, ebenfalls aus Moosburg, erzählte im Planungsausschuss von den Bemühungen der Stadt Landshut, ebenso einen S-Bahnanschluss zu bekommen. Grund sei wohl die Hoffnung, auf diesem Weg schneller zum Flughafen zu kommen.

© SZ vom 13.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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