50 Millionen Klicks für Mathe:Verständlicher als im Unterricht

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Andreas Schneiders Seite hat schon 50 Millionen Klicks. (Foto: OH)

Andreas Schneider betreibt die in Deutschland meistaufgerufene kostenlose Lernplattform Mathebibel.de

Von Thomas Daller, Erding

Schüler klagen oftmals, sie würden den Unterrichtsstoff nicht kapieren, weil ihn der jeweilige Lehrer nicht so erkläre, dass man ihn verstehe. Vor allem in Mathematik hängt viel vom didaktischen Können ab, ob nur die Streber in der ersten Reihe mitkommen, oder bei der ganzen Klasse das Zehnerl fällt. Wer im Mathematikunterricht auf der Strecke bleibt, nimmt klassische Nachhilfe, die aber meist nicht billig ist.

800 Erklärungen zu allen Themen

Eine Alternative dazu ist die in Deutschland meistaufgerufene kostenlose Mathematik-Lernplattform Mathebibel.de, hinter der ein 27-jähriger Erdinger steckt, der 2013 zusammen mit seinen Eltern nach Spanien ausgewandert ist. Andreas Schneider bietet im Internet mehr als 800 Erklärungen zu allen Themen der Schulmathematik. Was als Hobby begonnen hat, ist nun zu seinem Beruf geworden: Neben Werbeeinnahmen hat er nun auch ein junges Start-Up als Sponsor gewonnen. Im Februar nächsten Jahres stellt er sein Projekt auf Deutschlands größter Bildungsmesse "Didacta" in Hannover vor.

Seit dem Start im Sommer 2013 wurde Schneiders Mathebibel 50 Millionen Mal aufgerufen; davon entfallen 20 Millionen auf die vergangenen zwölf Monate. Schneider sagt über sich selbst, er sei kein Mathegenie, sein Abitur in Erding habe er in Mathe mit einer 3 im Zeugnis abgeschlossen. Deshalb erarbeitet er sich die Erklärungen, die er dann auf seine Seite stellt: Zu jedem Thema schlägt er in Stapeln von Mathematikbüchern nach, wie es dort erklärt wird und sieht sich bei anderen Lernplattformen um, wie deren Herangehensweise ist. Sobald ihm klar ist, welche Erklärungen sich schlüssig und einleuchtend zusammenfügen, macht er sich ans Werk.

"Mathematik in verständlichem Deutsch"

Er hebt farbig hervor, was wichtig ist, erläutert schrittweise die Gedankengänge und setzt bei Bedarf auch Videos ein. Dabei kommt ihm zugute, dass er bereits von 2010 bis 2011 den Youtube-Kanal "NachhilfeTV" betrieben hat, der immer noch bis zu 50 000 Mal pro Monat angeklickt wird. Aus den Erfahrungen, die er mit dem Projekt NachhilfeTV gesammelt hat, entwickelte er die Idee zu Mathebibel.de. Schneider sieht sich selbst weder als der beste Mathelehrer, noch als jemand, der den Schulbuchautoren überlegen sei. Im Mathematikunterricht komme man aus Zeitgründen manchmal nicht dazu, ein Thema weiter zu vertiefen und die Schulbuchverlage könnten auch nicht jedem mathematischen Thema zehn Seiten mit Erklärungen widmen. "Ich bin ein Übersetzer für Mathematik, da ich nichts anderes mache, als Mathematik in verständliches Deutsch zu übersetzen."

Neben seinen Erklärungen bietet er seit diesem Jahr auch eine Online-Rechner-Sektion an, wo Schüler nach Eingabe der Aufgabenstellung eine Lösung erhalten. Dieser Rechner erfreue sich zunehmender Beliebtheit, sagt Schneider.

In Spanien entsteht ein Mathebibel-Studio.

Seit Anfang 2017 betreibt er seine Seite hauptberuflich. Das Angebot ist aber kostenlos geblieben, Schneider lebt von den Werbeeinnahmen, außerdem ist noch das junge Start-Up StudyHelp aus Paderborn als Sponsor mit eingestiegen. Studyhelp hat sich auf Abiturvorbereitungen spezialisiert und hat Schneider im vergangenen Monat nach Deutschland eingeladen, wo er in Köln Deutschlands bekanntesten Mathe-YouTuber Daniel Jung kennengelernt hat. Nun ist er zurück in Malaga. Dort hat er sich eine 60 Quadratmeter große Halle gekauft, die noch im Rohbau ist. Dort soll in den kommenden Monaten das Mathebibel-Studio entstehen. "Ich werde ab nächstem Jahr wieder Lernvideos produzieren", sagt Schneider. Und im Frühjahr, spätestens im Sommer nächsten Jahres sollen zum ersten Mal Printprodukte unter dem Label "Mathebibel" erscheinen: klassenspezifische Aufgabensammlungen, die sein kostenloses Online-Angebot ergänzen sollen.

© SZ vom 07.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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