Das neue Schuljahr stellt neue Herausforderungen an das Schulamt Erding: Der Bedarf an Ganztagsangeboten steigt an Grund- und Mittelschulen, darüber hinaus besteht ein hoher Bedarf an Deutschfördermaßnahmen. 855 Schüler mit Migrationshintergrund wurden für die Teilnahme gemeldet, davon 107 Kinder von Asylbewerbern, die keinerlei Deutschkenntnisse haben. Schulamtsdirektorin Marion Bauer will diese Herausforderungen mit einer Reihe von Schulstrukturmaßnahmen meistern und sie ist zuversichtlich, dass es klappen wird.
Bei den offenen Ganztagesangeboten für die Grundschulen ist der Trend am deutlichsten ausgeprägt: Im vergangenen Schuljahr gab es einen Modellversuch mit drei Gruppen in den Grundschulen Moosen und Walpertskirchen. Nun wird dieses Modell in acht weiteren Schulen umgesetzt und die Zahl der offenen Ganztagsgruppen steigt damit von drei auf 34. Bauer sagte, dass viele Eltern auf die Ganztagsangebote angewiesen seien, wenn beide berufstätig sind. Darüber hinaus gebe es auch viele Alleinerziehende, die ebenfalls auf diese Angebote zurückgreifen würden. Neben diesen 34 offenen Ganztagesgruppen in der Grundschule gibt es weitere acht offene Ganztagesgruppen in der Mittelschule sowie 17 gebundene Ganztagesklassen in der Grundschule (ein Plus von vier Klassen gegenüber dem Vorjahr) und 24 gebundene Ganztagesklassen in der Mittelschule, ein Zuwachs um drei Klassen gegenüber dem Vorjahr.
Ferner gibt es bei vielen Schülern einen großen Nachholbedarf in der deutschen Sprache. Von den 1566 Schülern mit Migrationshintergrund, die die Grund- und Mittelschulen im Landkreis besuchen, sind 855 Schüler für die Teilnahme an Deutschfördermaßnahmen gemeldet worden. Dabei kann es sich auch um Schüler handeln, die bereits hier geboren wurden und die Alltagssprache können, sagte Schulamtsdirektorin Bauer. "Aber in der Bildungssprache haben sie Defizite."
Schulrat Robert Leiter erläuterte, dass diese Deutschfördermaßnahmen auf vier Strukturen basieren: den Vorkursen, dem Förderunterricht, den Deutschförderklassen und den Übergangsklassen. Die Vorkurse laufen zweigleisig in Kindertagesstätten und Schulen, um Sprachdefizite vor Schulbeginn abzubauen. "Das haben wir sehr breit ausgebaut", sagte Leiter. Der Förderunterricht wendet sich an bereits schulpflichtige Kinder und wird in Klein- und Kleinstgruppen abgehalten. Dann gibt es noch die Deutschförderklassen für Kinder mit geringen Deutschkenntnissen. Sie besuchen nur den Deutschunterricht in diesen Förderklassen und nehmen am restlichen Unterricht in ihrer normalen Klasse teil. Dadurch bleiben sie in ihrem Klassenverband, was der Integration dient. Und schließlich gibt es noch die Übergangsklassen, die sich an Kinder ganz ohne Deutschkenntnisse richten. Sie sind gemischt mit verschiedenen Jahrgangsstufen und der Unterricht ist nach Leiters Worten ein "Crash-Kurs". Wer sich dabei gut macht, kann in eine Regelklasse wechseln. Zum neuen Schuljahr ist nach Angaben von Marion Bauer die Stundenzahl zur Deutschförderung für Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache wie Vorkurse und Förderunterricht erhöht und den Schulen bedarfsorientiert zugewiesen worden. Zudem habe man eine dritte Übergangsklasse an der Mittelstufe Taufkirchen für Schüler mit Migrationshintergrund und überwiegend ohne deutsche Sprachkenntnisse eingerichtet. Zwei Deutschförderklassen habe man an der Mittelschule Dorfen und an der Carl Orff-Grundschule Altenerding eingerichtet.
Insgesamt seien die Grund- und Mittelschulen mit Fachlehrern gut ausgestattet, sagte Bauer: "Wir sind in einer glücklichen Lage." Insbesondere für viele einzügige und kleine Schulen habe man sogar ein zusätzliches Budget bekommen, zum Ausgleich von Strukturproblemen.