Maria Thalheim:In herrlicher Kulisse

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Unterhalb der beiden Kirchtürme in Maria Thalheim werden die Künstler zwei Tage lang arbeiten. (Foto: Bauersachs)

"Unglaubliches künstlerisches Potenzial": Mitten in Maria Thalheim organisieren Künstler aus der Region ein "Offenes Atelier" - und schenken der Gemeinde am Ende ein Werk

Künstler-Symposien liegen offenbar im Trend: Nachdem in Isen und Wartenberg in den vergangenen Jahren schon zwei Holzbildhauersymposien mitten in den Orten abgehalten wurden, folgt jetzt eines in Maria Thalheim. In schöner Atmosphäre, unterhalb der beiden Wallfahrtskirchen am Marktplatz, werden Künstler aus dem Fraunberger Gemeindegebiet zwei Tage lang Werke erstellen - und Bürger und Besucher können ihnen dabei über die Schulter schauen. Organisiert hat dieses "Offene Atelier" Michael Maier aus Fraunberg.

Er ist selbst Hobby-Künstler, er erstellt Objekte aus Holz und Metall, ab und zu malt er auch. Deshalb war er auch auf dem Holzbildhauersymposium in Wartenberg, als es dort am Marktplatz vor zwei Jahren stattfand. Aber inspirieren lassen hat er sich nicht: "Ich bin kein Motorsägen-Fan", sagt er im Scherz.

Die Anwohner rund um den großen Platz in der Mitte von Maria Thalheim werden auch keine Angst haben müssen, dass sie am Freitag und Samstag, 18. und 19. September, Motorsägenlärm den Tag über nerven wird. Zum Großteil sind die Kunstwerke, die während des Symposiums entstehen sollen, schon fertig. In den vergangenen Wochen haben die Künstler nämlich schon an ihnen gearbeitet, "in zwei Tagen schafft man das ja auch gar nicht", sagt Maier.

Die Künstler werden so genannte Holz-Bohlen gestalten. Bohlen, das sind ganz glatt geschliffene Eichenbretter, mehr als zwei Meter hoch aber nur wenige Zentimeter dick. Sie wurden extra von einem Instrumentenbauer geschliffen, der Erfahrung damit hat, wie man Holz splitterfrei macht. Jeder Künstler bekommt eine Bohle, die er dann individuell gestalten kann - manche malen mit Acryl darauf, andere fräsen oder schnitzen in ihr Holz. Auch das Motiv ist nicht vorgegeben, die Künstler sind frei in ihrer Arbeit. Die Idee zum "Offenen Atelier" ist während eines der Stammtische entstanden, zu dem sich die Künstler aus und um Fraunberg herum jeden Freitag treffen, sich austauschen und über Kultur und Politik diskutieren. Maier sagt, in Fraunberg gäbe es "unglaubliches künstlerisches Potenzial", das man nun einmal der Bevölkerung näher bringen kann. Zuerst, so erinnert sich Maier, war angedacht, die Aktion drinnen zu veranstalten; aber die Hemmschwelle der Besucher sei dabei doch zu groß, war man sich einig. In Maria Thalheim wird die Aktion also stattfinden: Einerseits, weil Organisator Maier dort gerne in die Kirche geht, und andererseits, weil der Gemeindestadel benutzt werden kann. Finanziell und ideell unterstützt wird die Aktion vom Gartenbauverein Maria Thalheim, der VR-Bank Taufkirchen und der Gemeinde Fraunberg. Für die Gemeinde selbst springt auch etwas heraus: Wie bei den Holzbildhauersymposien verbleibt ein Kunstwerk in der Gemeinde. In Maria Thalheim wird es ein Kunstwerk für den Marienweg geben, gleich in der Nähe des Friedhofs, mit Blick über das Dorf. Dort soll ein Kreuz entstehen: Ein Metallkreuz, das auf dem Boden liegt, und an jedem Ende wird wiederum eine Holzbohle aufgeständert. Vier Bohlen vorne, vier hinten, und jeder Künstler kann sich wieder austoben. Einziger Wunsch der Gemeinde: Die Motive müssen etwas mit dem Marienweg, oder einem Weg im Allgemeinen zu tun haben.

Diese Bohlen wurden im Vornherein schon von den Künstlern gestaltet und Michael Maier muss sie nur noch auf dem Metallkreuz befestigen. Das ist übrigens drehbar: Einmal im Jahr soll das Werk umgedreht werden, damit auch alle Holzbohlen zu sehen sind, nicht nur die auf der einen Seite. Es soll ja zu keinem Streit unter den Künstlern kommen. "Keinen Einheitsbrei" werde es auf den Holzbohlen zu sehen geben, verspricht Michael Maier. Moderne Motive aber auch Historisches; "das ist das Schöne", sagt er, "der Betrachter hat die Qual der Wahl". Und auch die Künstler selbst werden überrascht sein: Maier ist der einzige, der die Motive bisher alle zusammen gesehen hat.

Das Symposium mit den arbeitenden Künstlern ist zugänglich am Freitag, 18. Oktober, von 8 bis 16 Uhr und am Samstag 19. Oktober, von 1o bis 16 Uhr. Es wird auch eine Rahmenprogramm durch die Mitglieder des Künstler-Teams angeboten. Das Kreuz aus Bohlen wird nach dem Symposium am Samstagnachmittag feierlich aufgestellt und der Gemeinde übergeben.

© SZ vom 10.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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