Machbarkeitsstudie:Im Dornröschenschlaf

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Das Bauernhausmuseum soll umgebaut und um die Stelle eines Museumsleiters erweitert werden

Das Bauernhausmuseum in Erding schöpft seine Möglichkeiten nicht aus. Die Öffnungszeiten sind sehr eingeschränkt, viele Objekte sind weder inventarisiert noch konserviert, und es mangelt an Museumspädagogik. Zu diesem Fazit gelangte die Kunsthistorikerin und Volkskundlerin Michaela Firmkäs, die im Auftrag des Landkreises eine Machbarkeitsstudie erstellt hat. Im Kulturausschuss des Landkreises hat sie die Studie vorgestellt und unter anderem empfohlen, einen wissenschaftlichen Museumsleiter einzustellen und Mittel für eine Inventarisierung zur Verfügung zu stellen. Im Haushalt 2018 soll das Geld dafür zur Verfügung gestellt werden.

Anlass für die Machbarkeitsstudie gab das Wohnstallhaus aus Pesenlern, das der Landkreis erworben hat und künftig als neuer Eingangsbereich dienen soll. Wenn ohnehin eine Rochade bei der Nutzung der Räumlichkeiten erfolgen soll, so die Intention, könne man auch ausloten, was noch an Verbesserungen möglich wäre. Und da sei noch viel Luft nach oben, erläuterte Firmkäs, die das Erdinger Bauernhausmuseum mit des Landkreises Fürstenfeldbruck, dem Lexhof, verglich: Erding habe 2000 Besucher im Jahr, der Jexhof hingegen 26 000. Bei den Öffnungszeiten fangen die Unterschiede bereits an: Das Bauernhausmuseum Erding ist nur samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Firmkäs empfahl, zumindest auch an Freitagen das Museum zu öffnen, wenn dort der Bauermarkt stattfinde. Außerdem mangele es im Bauernhausmuseum an Sauberkeit: Die Raumpflege ist auf lediglich 25 bis 30 Stunden jährlich beschränkt. "Das wäre mir Zuhause zu wenig", sagte Firmkäs.

Ein großes Problem sieht die Kunsthistorikerin auch im Umgang mit dem Inventar. Viel davon lagert ungeordnet in Nebengebäuden, weder inventarisiert noch konserviert; "teilweise mit Wurmbefall". Jedes Stück sollte einzeln in eine Datenbank aufgenommen werden, einen klar definierten Standort erhalten und unter entsprechend klimatisierten Bedingungen gelagert werden. Es handele sich insgesamt um mehr als 3200 Objekte, sagte Firmkäs und kalkulierte, dass man deren Inventarisierung für 35 000 Euro auch extern vergeben könnte.

Aber um eine Aufstockung des Personals werde man nicht herumkommen, wenn man das Bauernhausmuseum attraktiver machen möchte. Unentbehrlich sei eine wissenschaftliche Museumsleitung, für die man pro Jahr 73 000 Euro veranschlagen müsste oder 51 000 Euro bei einer dreiviertel Stelle. Außerdem sollte eine Raumpflege installiert werden, damit regelmäßiger geputzt werde. Sinnvoll sei es auch, bei der Kassenkraft, der Führungskraft und bei der Museumspädagogik aufzustocken.

Für den neuen Eingangsbereich empfahl Firmkäs, dort neben der Kasse auch einen Museumsshop einzurichten, ein Cafe und neue Toiletten, die auch behindertengerecht sein sollen. Im angebauten Stall könnte der Bauernmarkt abgehalten werden. Im ersten Stock sollte die Museumsleitung ein Büro haben und man könnte einen Raum für Wechselausstellungen vorsehen. Der Stadel, der derzeit noch für den Bauernmarkt genutzt werde, könnte künftig als Veranstaltungsraum genutzt werden.

Ablehnend stand sie den Überlegungen gegenüber, einen weiteren Bundwerkstadel aus Kalkgrub im Bauernhausmuseum aufzustellen, der dem Landkreis angeboten wurde. Selbst weitaus größere Bauernhausmuseen würden sich nicht den Luxus leisten, zwei Exponate der gleichen Bauweise aufzustellen, sagte Firmkäs.

Die Kunsthistorikerin sagte, die Handlungsfelder sollte man in Angriff nehmen. Sie wies dabei auch auf das Jubiläum im Jahr 2019 hin, wenn das Bauernhausmuseum 30-jähriges Bestehen feiere. "Das Museum befindet sich im Dornröschenschlaf", konstatierte sie. "Wir brauchen einen Prinzen, der es wachküsst. Und das wäre der Museumsleiter."

© SZ vom 05.10.2017 / tdr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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