Lokale Marke :Kritik an "Made in Erding"

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Tagwerk ist gegen Reduzierung auf eine rein regionale Definition

Von Gerhard Wilhelm, Erding

"Überrascht" hat die Tagwerk Genossenschaft den Beschluss des Erdinger Kreisrats zur Kenntnis genommen, eine regionale Marke "Made in Erding" zu schaffen. Grundsätzlich sei es "ein hervorragendes Ansinnen, regionale Strukturen, zu denen auch Erzeuger und Verarbeiter von Lebensmitteln zählen, zu stärken", schreibt Vorstand Klaus Hutner. Viele Aspekte im Vorhaben des Landkreises seien auch sehr begrüßenswert, doch insbesondere sehe man die zeitliche Planung für "eine gut strukturierte belastungsfähige Marke als sehr sportliche Leistung". Die Einführung bereits zur Grünen Woche in Berlin, also am 17. Januar 2020, berge das Risiko, "wesentlichen Aspekten nicht genügend Aufmerksamkeit zukommen zu lassen". Vermarktungswege müssten sich laut Tagwerk erst aufbauen und entwickeln. Das brauche Zeit, Kompetenz und in einem solch wichtigen Projekt auch "großes verantwortliches Denken". Fehler, die sich in der Anfangsphase einschleichen würden, könnten kapitale Folgen für alle Partner haben und ein solches Projekt langfristig gefährden.

Nur "Regional" als das neue Bio zu bezeichnen, sieht die Verbraucher- und Erzeuger-Genossenschaft mit Firmensitz in Algasing/Dorfen im Landkreis Erding jedoch als "absolut falsch". Regional alleine sei keine Lösung. In der Kombination "regional und ökologisch", wie es Tagwerk seit 35 Jahren umsetze, beinhalte eine regionale Marke einen großen Wert für die Region und alle beteiligten Parteien. "Äußerst irritiert" ist Tagwerk von der Aussage Landrats Martin Bayerstorfer (CSU), dass Fairtrade fehl am Platz sei. "Selbstredend werden im Landkreis weder Bananen noch Kaffee angebaut. Aber die wirtschaftliche Situation der hiesigen Landwirte spricht für sich selbst, wie auch die Demonstrationen vom Dienstag, 22. Oktober, zeigen. Über eine Marke einen Markt zu schaffen ist das eine. Faire, leistungsgerechte und existenzsichernde Preise für regionale Erzeugung zu zahlen, ist jedoch bedauerlicherweise alles andere als selbstverständlich", heißt es in der Pressemitteilung. Auch Erdinger Landwirte würden unter Preisdumping in einem internationalen Wettbewerb leiden. Werde der faire Gedanke, Landwirten leistungsgerechte Einkommen zu ermöglichen nicht berücksichtigt, ja ausgeschlossen, würden weder Landwirte noch Verarbeiter einen nennenswerten Vorteil als Partner der Marke "Made in Erding" haben. "Dies ist absolut kontraproduktiv und aus unserer Sicht diskussionswürdig. Einen Kriterienkatalog zu erstellen, der auch dies berücksichtigt, ist ein Muss für ein solches Projekt."

© SZ vom 26.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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