Lockdown 2020:Ein langsameres Leben

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Möglichst zuhause bleiben, so lautete die Devise während des strengen Lockdowns. Und die meisten hielten sich auch daran. Mit dem Rückgang des Verkehrs in der Erdinger Innenstadt gingen aber auch die Einnahmen der Verkehrsüberwachung zurück. (Foto: Renate Schmidt)

Das Erdinger Rathaus legt seinen Leistungsbericht für das vergangene Jahr vor. Er belegt, dass sich die Menschen viel zuhause aufgehalten haben. Mit Folgen für die Stadtkasse

Von Antonia Steiger, Erding

Keine Jazz Tage, kein Christkindlmarkt. Deutlich weniger Besucher in den Museen, weniger Verkehrsverstöße und weniger ausgestellte Reisepässe: Am Leistungsbericht der Stadt Erding für das vergangene Jahr ist abzulesen, wie stark das öffentliche Leben aufgrund der Einschränkungen zur Bekämpfung des Coronavirus zum Erliegen gekommen ist. Weil man mehr Zeit zuhause verbringen musste, hatte auch die Verkehrsüberwachung weniger zu tun. Mit 199 005 Euro blieb die Summe aller Bußgeldbescheide beim ruhenden Verkehr zum ersten Mal seit fünf Jahren unter 200 000 Euro, 2016 betrug diese Zahl sogar knapp 300 000 Euro.

Etwa 10 000 Strafzettel über zehn Euro verteilen die Mitarbeiter der städtischen Parküberwachung jedes Jahr für widerrechtlich abgestellte Autos, mal etwas mehr, mal etwas weniger. Wenn aber keiner mehr mit dem Auto in die Stadt fährt, weil die Geschäfte geschlossen sind, lassen auch weniger Verkehrsteilnehmer ihr Auto länger stehen als erlaubt: 6533 Tickets über zehn Euro waren es nur im vergangenen Jahr. Und wer einen Strafzettel bekommen hat, der hat ihn offenbar auch meist schnell bezahlt: Der Unterschied zwischen erstellten und bezahlten Strafzetteln ist im vergangenen Jahr besonders gering: Von den 199 005 Euro wurden 194 925 Euro bezahlt. Auch im Jahr 2019 bewiesen die erwischten Verkehrsteilnehmer schon eine ganz gute Zahlungsmoral, dagegen betrug die Differenz zwischen erstellten und bezahlten Strafzetteln im Jahr 2018 mehrere zehntausend Euro. Im fließenden Verkehr ist der Rückgang der Einnahmen durch die Verkehrsüberwachung sogar noch eklatanter: In den vergangenen fünf Jahren schwankte der Betrag zwischen 164 000 und 208 000 Euro; 2020 betrug er nur 110 620 Euro. Die Empfänger der Strafzettel haben bereits 99 674 Euro an die Stadtkasse überwiesen, was ebenfalls für eine verbesserte Zahlungsmoral spricht. In den vorausgegangenen Jahren betrug die Differenz zwischen erstellten und bezahlten Bußgeldern bis zu zwanzig Prozent, dieses Mal waren es nur zehn Prozent.

Einige Verschiebungen gab es auch im Standesamt: Die 71 Scheidungen markieren ein Fünf-Jahres-Hoch, ebenso die 17 Anerkennungen ausländischer Scheidungen. Das Standesamt musste auch noch nie so viele Sterbefälle wie 2020 beurkunden: Es waren 483. Die 647 Geburten sind dagegen deutlich mehr als in den Jahren zuvor, aber auch deutlich weniger als der Spitzenwert 703 aus dem Jahr 2016. Zurückgehalten haben sich die Brautleute: Die Zahl der Eheschließungen ging zurück, vor allem weil so eine Hochzeit gefeiert werden will, was die Einschränkungen unmöglich gemacht haben - und teilweise noch immer schwer machen. 174 Eheschließungen am Standesamt und dazu keine einzige Lebenspartnerschaft markieren einen Tiefpunkt im Fünf-Jahres-Überblick. Ein erstaunliches Beharrungsvermögen haben die Kirchenangehörigen im vergangenen Jahr in Erding bewiesen: 262 hatten der Kirche den Rücken gekehrt, das sind weniger als in den beiden Jahren zuvor.

Unbeschadet hat Maximilian als beliebtester männlicher Vorname in Erding die Corona-Krise im Jahr 2020 überstanden. Er rangiert das vierte Jahr in Folge ganz oben nach zwei zweiten Plätzen in den Jahren 2016 und 2017. Auf den Plätzen folgen Jonas, Anton, Johannes, Lukas und Felix, wobei einzig Jonas und Johannes in den Statistiken der vergangenen fünf Jahre noch nie aufgetaucht sind. Bei den Mächen hat Emilia die Spitze übernommen, vor Lena, Anna, Emma, Sophie und Lea. Bis auf Lea allesamt Namen, die seit Jahren immer wieder in den Ranglisten aufgetaucht sind.

Dass die Menschen im Jahr 2020 nicht so viel unterwegs waren, belegt schließlich auch die Zahl der ausgestellten Reisepässe und vorläufigen Reisepässe: 1562 meldet das Einwohnermeldeamt, das sind sehr viel weniger als früher. 2019 waren es sogar 2739 Reisepässe.

© SZ vom 25.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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