Der weltweite Mangel an Computer-Chips hat auch im Landkreis Erding massive Auswirkungen. Zum einen haben sich die Lieferzeiten für Neufahrzeuge enorm verlängert. Ein halbes Jahr ist mittlerweile eher die Norm. Dazu gehen den Autohändlern die Gebrauchtautos aus. Da auch Leasingnehmer auf ihr neues Fahrzeug warten müssen, fahren sie ihr altes Fahrzeug weiter. Auch bei Werksangehörigen ist das so. Die Folge: auch die Jahreswagen werden weniger. Die Preise für gebrauchte Fahrzeuge sind deshalb stark angezogen.
"Im Neuwagenbereich hat der Mangel extreme Auswirkungen", sagt Theodor Hellbrügge vom VW-Audi-Autohaus Maier in Erding. Weder die bestellten noch die Ausstellungsfahrzeuge, die man selber bestellt habe, würden kommen. "Momentan sollte man nicht mit einem neuen Auto vor fünf Monaten rechnen." Auch E-Autos seien betroffen, aber weniger vom Chipmangel, sondern weil die Produktionskapazitäten noch nicht so hoch seien. Das Interesse an Elektroautos habe aber deutlich zugenommen. Vor allem bei Firmenkunden wegen der günstigeren Versteuerung, meint Hellbrügge. Auch das Interesse an Hybridautos sei weiterhin hoch.
Auch der Gebrauchtwagenmarkt ist laut dem Verkaufsleiter extrem betroffen: "Auch die bestellten Leasingfahrzeuge kommen nicht. Also müssen die bisherigen länger gefahren werden. Und da es weniger Rückläufer gibt, ist unser Hof leer." Deshalb seien auch die Preise für Gebrauchtwagen stark gestiegen. Auch die Werksangehörigen müssen nach Hellbrügge ihre Fahrzeuge länger fahren, womit es kaum Jahreswagen gebe. "Es gibt keine Autos mehr. Der Markt ist momentan krass."
Beim Mercedes-Benz-Autohaus Nagel in Erding sind die Lieferzeiten teilweise sogar schon über ein Jahr, je nach Fahrzeugtyp, wie Verkaufsleiter Peter Steinbach sagt. Die Misere ziehe sich von oben nach unten. Auch die Autovermieter würden inzwischen nicht mehr bedient, sagt Steinbach. Und wie bei den anderen Marken würden Mercedes-Dienstwagen länger gefahren. "Auch diese werden nicht ausgetauscht. Dem Kunden kann man nur sagen: warten bitte." Man bekomme zwar auch noch Autos, und der Markt stabilisiere sich, aber die Autos würden so wieder "ein Stückchen teurer". Dafür spiele das E-Auto eine immer größere Rolle.
"Der Chipmangel betrifft bei uns alle Marken, egal ob Opel oder Mazda. Aber auch Marken wie Fiat, VW oder BMW sind betroffen", sagt Niederlassungsleiter Gerhard Schweiger von Opel Häusler in Erding. Die Kunden würden auf die Situation mit den langen Lieferfristen ganz unterschiedlich reagieren: "Der eine versteht es, der andere nicht. Aber eine kurzfristige Lösung gibt es nicht", sagt Schweiger. Bei Opel bevorzuge der Hersteller inzwischen "ganz klar Elektroautos. Da sind wir sehr gut aufgestellt".
Beim BMW-Autohaus Spaett in Erding bemerkt man Auswirkungen des Chip-Mangels zwar auch, aber "wir sind noch in einer besseren Situation ", sagt Verkäufer Mike Hemberger. Es komme zwar darauf an, welches Fahrzeug man haben wolle, aber die Lieferzeiten seien bei BMW zum Glück nicht so dramatisch, wie bei anderen Herstellern. Bei den Gebrauchtwagen sehe es etwas schlechter aus, da viele Fahrzeuge länger gefahren würden. "Der Markt für Jahreswagen ist aber momentan leer gefegt."
Die Lieferengpässe bei den Halbleitern könnten noch länger anhalten. Stefan Reindl, Leiter des Geislinger Instituts für Automobilwirtschaft, sagt: "Die Problematik langer Lieferzeiten könnte sich im Herbst 2021 bis weit ins Frühjahr 2022 verschärfen." Die Folge: Rabatte auf den Listenpreis würden seltener, auch Gebrauchtwagenpreise ziehen an.