Langenpreising:Mehr Resignation denn Vision

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Noch gibt es den ehrgeizigen Plan, aus Langenpreising ein Schmuckstück zu machen. Er steht kurz vor dem Scheitern

Von Wolfgang Schmidt, Langenpreising

Otto Kurz ist Stadtplaner und Otto Kurz ist auch ein Hoffnungsträger für die Arbeitskreise in Langenpreising, die sich angeschickt hatten, aus dem 2600-Seelen-Ort im nordöstlichen Erdinger Landkreis ein Schmuckstück zu machen. Otto Kurz war schon als Moderator mit dabei, als engagierte Bürger zusammen mit dem Langenpreisinger Gemeinderat im schwäbischen Thierhaupten bei einem Wochenend-Seminar vor drei Jahren erste Pflöcke einschlugen. Zuletzt erlahmte der anfängliche Elan, die Aktivisten wurden müde, weil es bei all ihren Bemühungen nur kleine Fortschritte zu verbuchen gab. Das war ihrer Ansicht nach nicht zuletzt auf das Fehlen einer professionellen Begleitung ihrer Arbeit zurückzuführen. Die gab es nicht, weil es zu keinem Vertragsabschluss zwischen dem Stadtplaner und dem Amt für ländliche Entwicklung kam.

Am Dienstagabend saß besagter Otto Kurz in der Mitte des Langenpreisinger Gemeinderats, informierte umfassend über Möglichkeiten und Chancen der Gemeindeentwicklung. Kurz sagte zusammengefasst, wenn Bürger, Gemeinderäte und Experten zusammenarbeiteten, dann könne im März 2017 die "abgestimmte Endfassung" eines Konzepts vorliegen, wie ein schöneres und modernes Langenpreising zu erreichen sei. Das hörte sich alles sehr fundiert an. Kurz konnte belegen, dass er zwar Geld kosten würde, im Gegenzug aber dafür stehe, dass aus der Theorie tatsächlich etwas Greifbares entsteht. Noch vor einem Jahr hätte er mit seinem Vortrag zumindest beim Großteil seiner Zuhörer Zuversicht geschürt. Am Dienstag erreichte er eher das Gegenteil.

Otto Kurz hat noch immer keinen Vertrag. Das ist nur ein Detail in einer komplizierten Sache. Denn die Vertragsbedingungen haben sich geändert, weil die EU mitmischt. Kurz sagte, das sei nur eine Formsache. Der Stadtplaner hatte nach Langenpreising Fritz Hampel mitgebracht. Hampel ist der Mann vom Amt für ländliche Entwicklung, der den Langenpreisingern als Behördenvertreter zur Seite stehen soll - und der Mann, der Fördergelder locker machen soll. Doch auch das ist kompliziert, weil auch hier die EU mitmischt. Die Fördertöpfe sind gefüllt, aber wie sie angezapft werden, das ist noch nicht klar. Und es gibt ja nicht nur einen Förderweg. Es muss abgewogen werden, welcher für welches Projekt gerade der richtige ist. Da ist die Rede davon, dass Langenpreising mit anderen Gemeinden konkurrieren müsse. Ob und was gefördert werde, orientiere sich an einem Ranking, sagte Hampel.

Wenn die Gemeinde Langenpreising den ersten Schritt macht und Otto Kurz engagiert, dann ist sie mit 19 000 Euro dabei. Die restlichen 60 Prozent des Gesamtbetrags von 46 000 Euro übernimmt dann das Amt für ländliche Entwicklung. Je nach Maßnahme kommen von dort auch die Zuschüsse für konkrete Projekte, die zwischen 500 000 und einer Million Euro liegen können. Von dieser Aussicht war Stephan Hoynatzky (CSU) richtig begeistert, der seine Ratskollegen bat, diese Chance doch bitte zu nutzen. Auch Karin Dürr (CSU) fand, 19 000 Euro für die Überplanung des gesamten Ortsgebiets sei "eigentlich nichts, es bringt aber sehr viel ein."

Die Kollegen allerdings zogen nicht so recht mit. Andreas Steiner (SPD) stellte die Sinnfrage. Für ihn ist Langenpreising schon jetzt gut aufgestellt mit seinen Sport- und Freizeitanlagen und seinen zwei Kindergärten. Jetzt baue man eine neue Schule. Steiner sagte, "ich kann auch alles totplanen", er jedenfalls könne sich mit dem Vorhaben nicht anfreunden.

Diese Aussage kam nicht überraschend, dagegen die von Lena Straßer (FWG) schon, die den Zeitpunkt für ein Problem hielt. Schließlich entstünden mit der neuen Schule auch entsprechende Kosten. Sie sah die große Gefahr, sich im Entwerfen von "Luftschlössern" zu verlieren. Lena Straßer war bisher eine der treibenden Kräfte in den Arbeitskreisen wie auch Franz Neumüller, der ebenfalls eher Resignation als Zuversicht ausstrahlte. Der stellte die bange Frage, wie lange das Angebot der beiden Herren im Saal denn gelte - derzeit seien manche Arbeitskreise "verstummt". In der nächsten Sitzung soll der Gemeinderat jedenfalls eine Entscheidung über das Projekt Zukunft treffen. Das verlangte Karin Dürr.

Wenn aber der von der Gemeinde beschlossene Verkauf des Unterwirtsgrundstücks nicht revidiert oder für lange Zeit auf Eis gelegt wird, dann ist die Vision vom Langenpreising der Zukunft überhaupt nicht mehr kompliziert. Dann muss man nicht mehr verhandeln. Dann war's das, daran ließ der Mann vom Amt für ländliche Entwicklung keinen Zweifel. Bei ihrem Abgang erweckten Kurz und Hampel jedenfalls den Eindruck, als ob die beiden mit der Causa Langenpreising schon abgeschlossen haben.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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