Langenpreising:Eher ein Randproblem

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Landrat Martin Bayerstorfer und Bürgermeister Peter Deimel (rechts) beim aufmerksamen Studieren. Geht es um die Flüchtlingsunterkunft? (Foto: Renate Schmidt)

Langenpreisingern scheint es egal, ob eine Unterkunft für 100 Flüchtlinge gebaut wird

Von Wolfgang Schmidt, Langenpreising

Es war ja nicht so am Donnerstagabend, dass das brisante Thema Asyl bei der Langenpreisinger Bürgerversammlung nicht breiten Raum eingenommen hätte. Doch wer gedacht hatte, die Anwesenden würden über die Pläne von Alois Angermaier reden wollen, der direkt am Kreisel zu Wartenberg eine Flüchtlingsanlage für 100 Personen bauen will, der musste ziemlich lange warten.

Dass das Thema Asylbewerber gleich zu Beginn auf den Tisch kam, lag an CSU-Landrat Martin Bayerstorfer, der noch einmal seine bereits bekannte Haltung bekräftigte. Er werde, auch wenn man ihm dies angeraten habe, keine Kosten übernehmen, die ihm vom Bund aufgedrängt würden. Zumal die Forderungen "immer toller" würden, was man an dem Wunsch nach der Einrichtung eines Shuttle-Busses für die Flüchtlinge erkennen könne. Der schlage mit täglich 700 Euro zu Buche. Wenn die Kosten nicht vom Bund übernommen würden, drohte Bayerstorfer mit "knallharten Konsequenzen". Dann, so sagte er, werde die Haltestelle am Flüchtlingscamp ganz geschlossen. Zum Schluss seiner Rede mahnte Bayerstorfer den Langenpreisinger Bürgermeister Peter Deimel, möglichst schnell Wohnungen zur Unterbringung von Flüchtlingen in einer Größenordnung von knapp 50 Personen zu finden, sonst müssten Gebäude in Anspruch genommen werden, "die andere Zwecke erfüllen sollten".

Die Königslösung zur Behebung ihrer Quotenprobleme hat die Gemeinde mit der Ablehnung der Angermaier-Pläne bekanntlich selbst verworfen. Über den Vorgang scheint man in Langenpreising nicht gerne zu reden. Deimel jedenfalls schaffte das Kunststück, nicht einmal die Worte Flüchtlinge, Angermaier oder Kreisel in den Mund zu nehmen, als er die Bürger über das Areal mit der offiziellen Bezeichnung "Südlich Isarkanal II" informierte. Er sagte, dieser Bereich liege "gefühlt auf Wartenberger Flur". Dieses Gefühl müssen auch die Anwesenden gehabt haben. Was da im "letzten Zipfel" Langenpreisings, wie der Wartenberger Bürgermeister Manfred Ranft das Eck vor kurzem genannt hatte, passieren soll oder auch nicht - das interessiert auch nur am Rande. Vorsorglich bat Deimel aber um Entschuldigung, falls das Landratsamt "über die Köpfe der Gemeinde hinweg" vielleicht doch eine Genehmigung für eine Wohnanlage erteilen sollte, wenn der Druck zu groß werde. Daran ändere auch die Planungshoheit der Gemeinde nichts. Die schaffe mit der Aufstellung von Flächennutzungs- und Bebauungsplänen nur die Rahmenbedingungen. Wenn auf dieser Basis jemand einen Bauplan einreiche, dann habe das Landratsamt das letzte Wort.

Auch das Unterwirtsgrundstück ist ein Thema, über das der Langenpreisinger Gemeinde-Chef lieber schweigt. Den augenscheinlichen Stillstand bei den Planungen begründete er damit, dass ein Konzept für das "Filetstück" allein viel zu kurz gegriffen sei, ihm gehe es um die Entwicklung der gesamten Ortsmitte. Deimel sagte, er wisse auch nicht, warum der Druck, eine Entscheidung zu treffen, so groß sein sollte. Es stünden andere Dinge mit wesentlich dringlicherem Charakter an.

Besonders der Neubau der Grundschule wird der Gemeinde einen wahren Kraftakt abverlangen. Zwölf bis 15 Monate soll die Bauzeit dauern, während diese Phase soll eine Modullösung für den Unterricht gefunden werden, was laut Deimel "sehr, sehr teuer ist". Schon in der nächsten Woche will der Gemeinderat einen weiteren Schritt nach vorne machen und sich mit der Entwurfsplanung befassen.

Auf der Haben-Seite steht schon einmal die Sanierung des Kanalnetzes. Deimel sagte, "das größte Kapital einer Gemeinde liegt unter der Erde", und hier liege man im Vergleich zu anderen Kommunen richtig gut. Das war nicht die einzige Erfolgsnachricht. Laut Deimel sind im Gewerbegebiet Straßäcker alle Grundstücke verkauft, allen Betrieben wurde dabei Glasfasertechnik bis ins Haus verlegt. Im Baugebiet "Östlich Strogenflutkanal III" sind alle elf Grundstücke zu Geld gemacht worden. Noch immer wartet die Gemeinde aber auf einen Käufer für die Fläche, auf der das Pflegeheim geplant war. Und Deimel konnte noch eine verblüffende Zahl verkünden: Die Pro-Kopf-Verschuldung der Langenpreisinger liegt aktuell bei 268,77 Euro. Vor einem Jahr waren es 620, 72 Euro.

© SZ vom 31.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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