Langenpreising:Dieses Dorf soll schöner werden

Lesezeit: 3 min

Die neu gegründete "Interessensgemeinschaft Ortsmitte Langenpreising" - kurz Igol - möchte den Ort nicht nur attraktiver, sondern auch zukunftsfähig machen

Wolfgang Schmidt

- Der nächste Schritt auf dem langen Weg zu einem attraktiveren Langenpreising ist getan. Am Freitagabend wurde im Schmankerlhof Oberwirt "Igol" offiziell aus der Taufe gehoben. Igol steht für "Interessengemeinschaft Ortsmitte Langenpreising". In Zusammenarbeit mit der Gemeinde will man auf die Tatsache reagiert werden, dass auch in Langenpreising die Bevölkerung immer älter wird. Moderator Andreas Bergmeier kann im Saal um die vierzig Leute begrüßen und wird später bekennen, dass ihm bei diesem Anblick ein Stein vom Herzen gefallen sei. Zum einen war da die Konkurrenz zum parallel laufenden Fußball- WM-Qualifikationsspiel Irland gegen Deutschland. Zum anderen hat auch das Wissen mitgespielt, dass seine Unterschrift für ein schönes Langenpreising auf ein Stück Papier zu setzen, etwas anderes ist, als sich selbst aktiv an der Umsetzung zu beteiligen.

Den Bogen zum historischen Langenpreising schlägt der Dorfhistoriker Helmut Lahr. Die Struktur des ehemaligen Haufendorfs ist noch heute zu erkennen. Anders als Wartenberg oder Erding sei Langenpreising geordnet gewachsen und leide nicht unter deren "typischem Durcheinander". Lahr erinnerte an die Zeit, als der Ort so malerisch war, dass aus München die Landschaftsmaler anreisten, um die idyllisch mäandernde Strogen auf ihre Leinwand zu bannen. Heute zieht die Strogen keine Schleife mehr und keine Maler mehr an. Im Gegenteil: Langenpreising ist in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Seit 1808, weiß Lahr. Denn als damals die Verkehrswege von München über Erding nach Landshut geführt wurden, wurde Langenpreising links liegen gelassen. Der Ort ist austauschbar geworden, er sieht so aus, sagt Lahr, "wie irgendein Dorf in Thüringen". Lahrs Rezept: In die Hände spucken und öffentlichen Raum schaffen.

Wie das in der Praxis aussehen könnte, dafür haben die Gründungsmitglieder von Igol mit dem Wartenberger Architekturbüro Pezold schon ein erstes Grobkonzept für eine Ortsmitte entworfen, "um die uns andere beneiden", wie Bergmeier den Anwesenden zuruft. Er zeigt einen Entwurf, wie auf dem sogenannten Unterwirtsgrundstück Gemeinschafts- und Senioreneinrichtungen situiert werden könnten, wo Geschäfte für die Nahversorgung entstehen oder auch eine Arztpraxis errichtet werden könnte. Auf dem Kramergrundstück ist ein Dorfplatz mit Sitzbänken eingezeichnet, auf dem Gelände des alten Kindergartens eine Gemeindekanzlei.

Igol hat auch zum Treffen Franz Göbl eingeladen, den Bürgermeister von Buch am Erlbach. Denn dort gibt es ein Modellprojekt "Demografiegerechtes Buch am Erlbach", Man hat unter den Bewohnern eine Umfrage gemacht, hat die Ergebnisse in Zukunftswerkstätten einfließen lassen und sich einen Moderator von außen geholt, damit der Blick nicht zu engstirnig wird. Das Allerwichtigste, sagt Göbl, sei es, Barrierefreiheit im Ort zu schaffen. Das gelte für Wege, für die Zugänge zu öffentlichen Gebäuden und natürlich auch für Wohnungen.

Insgesamt gab es acht Themen bei den Zukunftskonferenzen, von der Natur bis zur Gastronomie. Vor allem ging es aber um altersgerechtes Wohnen. Göbl sagt, "niemand geht freiwillig in ein Seniorenheim, nur manchen bleibt halt nichts anderes übrig". Und damit ist der Bucher Bürgermeister bei dem Projekt angelangt, das Igol so gerne in Langenpreising verwirklichen würde. Allein: In Buch hat es mit dem Pflegeheim nicht geklappt. Bis nach Thüringen mussten die Niederbayern fahnden, um bei der Suche nach einem Träger bei der Arbeiterwohlfahrt fündig zu werden. Als dann die Pläne für ein 49-Betten-Haus spruchreif waren, haben sich der Träger und der Investor zerstritten.

Igol steht also eine Menge Arbeit bevor. Das weiß auch Andreas Bergmeier, der das "Konzept Schritt für Schritt" umsetzen will. Immerhin gibt es schon ein Logo, das an das Langenpreisinger Wappen erinnert. Außerdem werden Ideenpapiere verteilt, die die Bürger mit ins Boot zu holen sollen. Und es gibt einen Termin für die nächste Zusammenkunft: Am 23. Oktober trifft sich Igol um 19.30 Uhr im Feuerwehrhaus. Eingeladen hat die Interessengemeinschaft dazu Andreas Hennemann, den Geschäftsführer des Amts für ländliche Entwicklung - und alle Langenpreisinger.

Bürgermeister Peter Deimel gebührt das Schlusswort - und das Langenpreisinger Dorfoberhaupt tritt auf die Euphoriebremse. Deimel ruft den Anwesenden ins Gedächtnis, wie es um die Langenpreisinger Steuerkraft bestellt ist. Und da sieht es ziemlich düster aus: Nur Hohenpolding schneidet im landkreisweiten Vergleich noch schlechter ab.

© SZ vom 15.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: