Landwirtschaftsschule Erding:Zu wenige Bauern für den Lehrgang

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Es gibt nicht genug Anmeldungen, jetzt wurde der Unterricht abgesagt. Erst vor sechs Wochen war Richtfest für den Anbau

Von Ariane Lindenbach und Florian Tempel, Erding

Die Nachricht kam überraschend und sehr kurzfristig. Der nächste Lehrgang für Landwirte an der Landwirtschaftsschule Erding kommt nicht zustande. Es gibt zu wenig Interessenten. Eigentlich sollte das erste Semester des eineinhalb Jahre dauernden Ausbildungsgangs, der sich an junge Landwirte mit mindestens einem Jahr Berufserfahrung richtet, am kommenden Montag beginnen. An der Landwirtschaftsschule Fürstenfeldbruck herrscht die gleiche Situation. Am Donnerstag haben die Schulleiter mit den Kollegen weiterer Landwirtschaftsschulen über Lösungen beraten. Erst vor sechs Wochen war an der Landwirtschaftsschule Erding Richtfest für einen mindestens 2,7 Millionen Euro teuren Anbau gefeiert worden.

In Erding sind zwölf Frauen und Männer betroffen. Viele haben bereits selbst nach einer Lösung gesucht und sich an andere Landwirtschaftsschulen gewandt. Bei der Landwirtschaftsschule Landshut war zu erfahren, dass "sich schon einige bei uns gemeldet haben". Weitere Landwirtschaftsschulen gibt es unter anderem in Rosenheim, Töging am Inn und Pfaffenhofen an der Ilm.

Mindestzahl deutlich unterschritten

Bei ihrem Treffen vereinbarten die Schulleiter, "auf potenzielle Studierende für Fürstenfeldbruck und Erding zuzugehen und dafür zu werben, sich an einer der beiden Fachschulen anzumelden", hieß es aus dem bayerischen Ministerium für Landwirtschaft. Das Ministerium hat als Minimum für einen Jahrgang 16 Schüler festgelegt; bei 15 oder 14 Anmeldungen könnte es eine Ausnahmegenehmigung beantragen. Eine Sprecherin des Ministeriums bestätigte der SZ, dass Erding und Fürstenfeldbruck beide Hürden aktuell nicht nehme, da jeweils nur zwölf schriftliche Anmeldungen vorliegen: "Angesichts dieser deutlichen Unterschreitung der Mindestzahl konnte diesen beiden Fachschulen in Bayern keine Ausnahmegenehmigung erteilt werden." Endgültig wird an diesem Freitag entschieden. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Absolventen der Erdinger Landwirtschaftsschule tendenziell gesunken. Im April beendeten zuletzt 16 Frauen und Männer den eineinhalbjährigen Lehrgang. Nur sechs Studierende kamen aus dem Landkreis Erding, die anderen aus den Landkreisen München, Ebersberg und Freising. Dieser Umstand beweise die "Attraktivität des Schulstandorts Erding" und "die überregionale Bedeutung der Schule", hieß es dazu in einer Mitteilung im April. 2018 beendeten 17 Absolventen die Ausbildung an der Landwirtschaftsschule, 2017 waren es noch 23 und im Jahr davor 22.

Erst vor sechs Wochen war man an der Landwirtschaftsschule noch in bester Feierlaune. Beim Richtfest für den Anbau, der im Dezember fertig sein soll, war Schülerschwund kein Thema. Ganz im Gegenteil. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) nannte den Anbau eine "Investition in die Zukunft". Der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) lobte die Landwirtschaftsschule als ein "Bildungsjuwel, das den Landkreis auszeichnet". Und Kreishandwerksmeister Rudolf Waxenberger (CSU), befand, die Absolventenzahlen der Schule gäben dem Neubau seine Berechtigung. Der Anbau war Ende 2017 im Bauausschuss des Kreistags beschlossen worden. Zur Begründung hieß es, dass einige Räume im Keller nach heutigen Maßstäben zu klein und obendrein schlecht belichtet seien. Zudem wurde der Einbau eines Aufzugs beschlossen. Die Kosten wurden auf 2,2 Millionen Euro geschätzt. Beim Richtfest nannte Landrat Bayerstorfer dann 2,7 Millionen Euro, wobei es nach seiner Einschätzung noch mehr werden könnte.

Bayerstorfer fand die Erweiterung überfällig

Nicole Schley (SPD), Bürgermeisterin von Ottenhofen, hatte bei der Haushaltsberatung im Kreistag vor einem Jahr angeregt, man könnte die Erweiterung der Landwirtschaftsschule zurückstellen - was von Bayerstorfer zurückgewiesen wurde. Er sagte, die Erweiterung der Landwirtschaftsschule sei überfällig und bei 2000 landwirtschaftlichen Betrieben im Landkreis auch erforderlich.

Jakob Mayer, der Kreisobmann des Bauernverbands, war von der Absage des neuen Jahrgangs nur teilweise überrascht. Schulleiter Otto Roski habe ihm im Sommer bestätigt, dass es wenige Anmeldungen gebe, sich aber weiter zuversichtlich gezeigt. Aus der Berufsschule München-Land, wo jede landwirtschaftliche Ausbildung mit einem Berufsgrundschuljahr beginnt, habe er auch von einem deutlichem Schülerrückgang gehört, sagte Mayer. Ganz grundsätzlich zeige sich, dass "die allgemeine Gemengelage" junge Menschen davon abbringe, Landwirt zu werden.

© SZ vom 18.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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