Landshuter Landgericht:Dubiose Typen mit Goldkettchen

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Autoverkäufer, der sich wegen Betrugs verantworten muss, hat sich offenbar mit zwielichtigen Gestalten eingelassen

Von Alexander Kappen, Landshut/Freising

Wo das Geld geblieben ist, konnte in dem Betrugsprozess am Landshuter Landgericht gegen einen früheren Verkäufer eines Freisinger Autohauses auch am vierten Verhandlungstag nicht geklärt werden. Der Seniorchef des Autohauses berichtete am Montag als Zeuge von kursierenden Vermutungen, "dass er ins Spielcasino gegangen ist, aber sicher weiß ich das nicht". Auch der Geschäftsführer des Familienbetriebs, der den Angeklagten seit vielen Jahren kennt und früher ein freundschaftliches Verhältnis mit ihm pflegte, sagte: "Das ist bis heute nicht geklärt, aber das waren ja keine Peanuts, man muss ja Tag und Nacht unterwegs sein, um das ganze Geld durchzubringen."

Dem Angeklagten wird vorgeworfen, etwa 420 000 Euro von zahlreichen Bekannten kassiert zu haben, um sie etwa gewinnbringend in den Handel mit gebrauchten Fahrzeugen oder Uhren zu investieren. Allerdings hat er die Geschäfte offenbar nie getätigt und nur einen Bruchteil des eingesammelten Geldes zurückgezahlt.

Die ersten Jahre sei mit dem Angeklagten "alles super gelaufen", berichtete der Geschäftsführer des Freisinger Autohauses: "Es war alles easy, wir sind sogar zusammen in den Urlaub gefahren". Aber dann habe sich die Situation "schleichend" verschlechtert. Der Angeklagte, der zuvor offenbar in der Werkstatt gearbeitet hatte, "hat dort nicht viel zerrissen", sagte der Geschäftsführer: "Darum hab ich gesagt, er soll in den Verkauf gehen." Das habe zunächst auch sehr gut geklappt, "er hat das super gemacht".

Aber dann seien während der Arbeit plötzlich "drei oder vier Mal am Tag so Typen daher gekommen", sagte der Zeuge: "Das waren ganz dubiose Gestalten mit großen, teuren Autos, Goldkettchen und Tätowierungen - halt Typen, mit denen ich mich nicht abgeben würde." Der Angeklagte sei dann immer hinausgestürmt und habe seine Bekannten gleich am Auto abgefangen. "Das sind Privatsachen", habe er gesagt.

Um das Jahr 2008 kam dann heraus, dass der Angeklagte hohe Schulden hatte. Die Inhaberfamilie des Autohauses, in die der Angeklagte eingeheiratet hatte, zahlte mehrere 10 000 Euro, um die Schulden zu begleichen. Aber auch danach sei "die Kolonne der dunklen Typen nie abgerissen", so der Geschäftsführer. Und der Angeklagte habe im gemeinsamen Bekanntenkreis so ziemlich jeden um Geld gefragt. "Von 30 oder 40 Leuten, die ich gefragt habe, waren keine fünf dabei, bei denen er es nicht probiert hat." Und er habe "immer die Geschichte erzählt, dass er ein gutes Geschäft machen kann". Er habe "schon gewusst, wen er anzapfen kann", sagte auch der Seniorchef des Autohauses. Die Leute auf der Liste der Geschädigten "sind teilweise ja dieselben Bazis, die für so was zugänglich sind", so der Geschäftsführer.

Was ihm besonders wurmte, war, "dass er vier VW-Busse, die ich am Feierabend mit meinen eigenen Händen restauriert habe, verpfändet hat". Für was der Angeklagte das ganze Geld brauchte, das er von seinen "Investoren" bekam, sei ihm bis jetzt nicht klar, so der Zeuge. Er habe nur mal gehört, dass der Angeklagte einem früheren Fußballnationalspieler und FC-Bayern-Profi um die 25 000 Euro geliehen haben soll.

Das Urteil in dem Prozess wird voraussichtlich kommenden Freitag am Landshuter Landgericht verkündet.

© SZ vom 14.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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