Landkreis streicht Zuschüsse:Aus nach 30 Jahren

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Caritas Erding muss ihre Schuldnerberatung aufgeben

Von Florian Tempel, Erding

Die Schuldner- und Insolvenzberatung der Caritas Erding hat 30 Jahre lang Menschen in Krisensituationen geholfen. Nun muss sie ihre Arbeit einstellen, weil Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) lieber die Beratungsstelle an seinem Landratsamt ausbaut. Aus einem Kooperationsmodell, über das monatelang verhandelt wurde, ist nichts geworden. Das Landratsamt wollte eine Zusammenarbeit an Bedingungen knüpfen, die für die Caritas nicht akzeptabel waren. "Die Caritas bedauert das sehr", sagte Josef Erhard, Vorsitzender des Kuratoriums der Caritas Erding und Ehrenmitglied der Erdinger CSU. Barbara Gaab, die Geschäftsführerin der Caritas Erding, sagte, sie bedauere es nicht nur, "ich kann es auch nicht nachvollziehen". Man habe dem Landratsamt "ein Kompromissangebot für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe" gemacht. Die Behörde habe jedoch auf ihren Bedingungen beharrt. Die Caritas muss ihre Beratung nun einstellen, weil ihr der Landkreis die Zuschüsse streicht - da es ja nun eine ausgebaute Beratungsstelle am Landratsamt gibt.

Die Schuldnerberatung am Landratsamt ist erst 2010 parallel zu der schon viel länger bestehenden Caritas-Beratungsstelle eingeführt worden. Die Caritas hat 30 Jahre lang Schuldnerberatung und seit neun Jahren Insolvenzberatung angeboten. Ein Vollzeitmitarbeiter war für die Schuldnerberatung da, eine halbe Stelle für die Insolvenzberatung. Am Landratsamt gab es bislang nur Schuldnerberatung. In einer aktuellen Pressemitteilung weist das Landratsamt daraufhin, dass "Schuldner- und Insolvenzberatung aus fachlicher Sicht untrennbar" und "seit 1. Januar 2019 die Insolvenzberatung eine gesetzliche Pflichtaufgabe des Landkreises darstellt". Das liest sich so, als sei das Landratsamt verpflichtet, die eigene Beratungsstelle auszubauen. Das ist aber nicht richtig. Anderorts haben Landratsämter ihre Beratungsstellen zugunsten von Sozialverbänden aufgegeben.

Um die Auswirkungen bei der Caritas Erding abzufedern - konkret sind ein Vollzeit- und eine Teilzeitmitarbeiterin betroffen -, zeigt sich der Landkreis jedoch bereit, die Caritas beim "Ausbau ihrer Präventionsarbeit 'Überschuldung von Verbrauchern' zu unterstützen". Möglicherweise wird der langjährige Schuldnerberater der Caritas, Ralf Lohrberg, dann auf diesem Gebiet weiterarbeiten. Seine Kollegin Jessica Sossau-Thiede ist hingegen bereits zur Caritas Mühldorf gewechselt, sagte der Kuratoriumsvorsitzende Erhard: "Weil der Landkreis Mühldorf die Schuldner- und Insolvenzberatung dort ganz an die Caritas gegeben hat."

© SZ vom 17.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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