Bis zu 1000 Euro:Bauland wird immer teurer

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Die Nachfrage übersteigt deutlich das Angebot, obwohl die Kommunen weiter neue Flächen ausweisen. In der Kreisstadt werden mittlerweile bis zu 1000 Euro für den Quadratmeter verlangt

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die Einwohnerzahl im Landkreis Erding wächst von Jahr zu Jahr. Und mit ihr wachsen die Preise für Grundstücke. 700 bis 800 Euro müssen mittlerweile in der Stadt Erding für einen Quadratmeter Bauland bezahlt werden, wie Wolfgang Thomas, der Vorsitzende des Gutachterausschusses am Landratsamt, sagt. Aber es gebe auch Ausreißer nach oben, dann seien auch 1000 Euro drin. Die Tendenz ist klar: "Die Nachfrage ist groß, und das Angebot kommt nicht nach." Betroffen von den Steigerungen sind vor allem Kommunen im westlichen Landkreis, neben der Kreisstadt vor allem Oberding oder Finsing.

Ähnlich wie für Mieten der Mietspiegel eine Richtschnur ist, gibt es die "Bodenrichtwertliste" für Baugrundstücke oder Ackerflächen. Alle zwei Jahre werden dafür von Gutachterausschüssen in den Landratsämtern Anhaltswerte für die Kosten von Grundstücken ermittelt. Die Preise für baureifes, erschließungsbeitragsfreies Bauland werden dabei aus im Landkreis abgeschlossenen notariellen Kaufverträgen errechnet, von Kauf-, Tausch- und Erbbaurechtsurkunden über Immobilien bis hin zu Beschlüssen über Zwangsversteigerungen. Sie sind wichtiger Anhaltspunkt für Immobilienhändler, Kauf- und Verkaufwillige sowie Sachverständige. Die nächste Bodenrichtwertliste für Erding wird es erst Anfang 2017 geben. Zurzeit sammeln und analysieren Thomas und seine Mitarbeiter die Verträge von 2015 und 2016.

Am Beispiel der Stadt Erding kann man die rasante Entwicklung am besten ablesen. 2012 mussten durchschnittlich für den Quadratmeter Bauland 570 Euro bezahlt werden, 2014 sind es schon 720 Euro gewesen. Dass dies aber Preise sind, die am unteren Ende liegen, zeigt ein Blick ins Internet: Dort wird beispielsweise eine "Rarität des Erdinger Grundstücksmarktes" in "bester Wohnlage am Stadtpark der Großen Kreisstadt" angeboten, ein erschlossenes Grundstück mit 876 Quadratmeter für 819 000 Euro - plus 3,57 Prozent des Kaufpreises als Provision. Aber auch im restlichen Landkreis haben die Preise angezogen: für ein "traumhaftes Hanggrundstück in Bestlage" mit 1055 Quadratmeter Größe An der Leiten in Dorfen werden beispielsweise im Internet 506 400 Euro verlangt.

Dass die Nachfrage vor allem in der Kreisstadt größer sei als das Angebot, hängt nach Thomas auch damit zusammen, dass bei der Stadt zwar Baugebiete ausgewiesen werden, aber noch nicht wegen Verzögerungen umgesetzt werden können. Zwei wichtige in Planung befindliche Baugebiete - das Erdbeerfeld, also ein Teil der westlichen Sandgrubensiedlung in Klettham, sowie das Gebiet zwischen Haager Straße und der Bundesstraße B 388 in Altenerding - können derzeit wegen der Hochwasserproblematik nicht weiterentwickelt werden. Die Planungen ruhten eine Zeitlang. Aber auch Spekulanten würden die Preise hoch treiben. Sie würden auf weiter steigende Preise setzen und mit dem Verkauf abwarten und somit auch zu einer Verknappung beitragen, obwohl Bauland da wäre, sagt Thomas.

Deshalb, so Thomas, nutze es auch oft nichts, wenn Interessenten bereit seien, auch noch höhere Preise zu zahlen. "Das Geld ist im Umlauf", sagt er. Unter anderem wohl auch wegen der niedrigen Zinsen. Wie bewegt der Immobilienmarkt ist, zeigen Zahlen aus 2015: Es gab rund 1300 Grundstückverkäufe mit einer Gesamtfläche von 385 Hektar. Um die 400 Millionen Euro wurden die Jahre 2013/2104 jährlich auf dem Immobilienmarkt umgesetzt. Und auch wer ein Haus bauen will, der muss im Landkreis Erding tief in die Tasche greifen. Der Preis für ein Einfamilienhaus liegt bei durchschnittlich 500 000 Euro laut Thomas.

Auch wenn auch außerhalb der Kreisstadt mittlerweile stolze Summen für Bauland verlangt werden, sieht es in den Mittelzentren Taufkirchen und Dorfen etwas besser aus, wie Thomas sagt. Dort seien immer wieder Baugebiete ausgewiesen worden, der Preisdruck sei noch nicht ganz so hoch wie im westlichen Landkreis.

Die Stadt Dorfen erwägt derzeit, den größten Teil des Firmengeländes der ehemaligen Ziegelei Meindl zu einem neuen Stadtteil zu machen. Auf fast elf Hektar, so die ersten Überlegungen, könnte man Wohnungen bauen.

© SZ vom 09.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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