"Landesplanerische Fehlentwicklung":Verschärfte Konkurrenz

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Ein urbaner Raum, um den herum Leben ist: So stellen sich die Planer den neuen Campus am Flughafen vor. Im Umland erzeugt das Misstrauen. (Foto: Flughafen München)

Die Erdinger CSU betrachtet mit wachsendem Misstrauen die Gewerbeentwicklung am Flughafen

Von Antonia Steiger, Erding

Eingeklemmt zwischen zwei Oberzentren wird sich der Flughafen München wohl darauf einstellen müssen, dass die Politik in Erding und Freising die Gewerbeentwicklung am Airport künftig noch genauer unter die Lupe nehmen wird, als sie es schon jetzt tut. Freising ist schon lange Oberzentrum, Erding wird es jetzt. Und das hat Folgen: Wer in einem Oberzentrum wohnt, der sollte auch seinen spezialisierten Bedarf vor Ort decken können, so sieht es das Landesentwicklungsprogramm vor. Dass die Entwicklung am Flughafen mit immer mehr Gewerbe und immer mehr Einkaufsmöglichkeiten Erding schadet, darauf wies die Erdinger CSU bei ihrem Frühschoppen wieder hin. Eine "landesplanerische Fehlentwicklung" beklagte Josef Erhard.

Nicht weniger als ein "Skandal" ist es für den früheren Ministerialdirektor im bayerischen Kultusministerium, dass der Flughafen auf seinem Grund weiter Handel und Gewerbe im großen Stil ansiedeln möchte. Dies ziele "eindeutig auf die umliegende Bevölkerung", die Reisenden bräuchten das nicht, sagte Erhard. Schon was jetzt am Flughafen vorhanden sei, sei "eigentlich zu viel". Tatsächlich plant der Flughafen aber weitere Büro- und Geschäftsgebäude. Der CSU-Sprecher im Stadtrat, Jakob Mittermaier, pflichtete Erhard bei.

Das Gewerbeangebot am Flughafen konkurriere mit den Oberzentren. Die Erdinger CSU erwäge daher, ob sie dazu nochmals ein Schreiben an den Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Flughafen München GmbH, den bayerischen Finanzminister Markus Söder (CSU), schreiben werde. "Ich bin aber nicht sehr optimistisch, dass wir etwas verhindern können", fügte Mittermaier an. Bekannt ist, dass der Flughafen München auf seinem Gelände einen weiteren Campus für Büro- und Geschäftsgebäude errichten will. Geplant ist, bis 2018 ein erstes Bürogebäude hochzuziehen, bis 2019 sollen ein weiteres und ein Hotel folgen. Ein drittes Bürogebäude ist für 2020 geplant. Entstehen soll das neue Viertel, das die Planer "Airsite West" getauft haben, entlang der Nordallee zwischen der Agip-Tankstelle und dem bestehenden Novotel-Hotel. Insgesamt sollen 250 Millionen Euro in das Vorhaben fließen. "Die Oberzentren sollen die Einwohner aufnehmen, die Geschäfte werden aber woanders gemacht", so fasste Erhardt diese Entwicklung zusammen.

Wie Erding unter diesen Bedingungen eine "attraktive Einkaufsstadt" werden und bleiben könne, müsse ein Thema für die Politik sein, sagte Mittermaier. Der Kaufkraftzufluss sei nicht selbstverständlich. Helfen soll bei der Beantwortung dieser Frage das Unternehmerforum, zu dem die Stadt Erding für Mittwoch, 1. Juni, die Erdinger Geschäftsleute eingeladen hat.

Die erste Erdinger Unternehmerkonferenz beginnt um 18.30 Uhr im Autohaus Ewald. Dann soll es darum gehen, wie sich Erding als Gewerbestandort "erfolgreich weiterentwickeln kann" und welche Faktoren für die Stärkung und Unterstützung der Wirtschaft im Standortumfeld München von Bedeutung sind, wie es in einer Ankündigung der Stadt Erdig heißt. Dazu werden die Ergebnisse einer Unternehmerbefragung vorgestellt. Christian Hörmann vom Büro Cima wird die bisherigen Ergebnisse des "Zukunftsplans - Gewerbestandort Erding 2030" vorstellen. Der Vorsitzende des Gewerbevereins, Dirk Urland, und Heidi Huber-Kamm, Geschäftsführerin der Huber-Technik GmbH, werfen in zwei Kurzvorträgen einen Blick auf die mögliche zukünftige Entwicklung der Erdinger Gewerbegebiete. Anmelden können sich Interessierte unter Telefon 08122/ 408-472 oder der E-Mail an stefan.ortner@erding.de.

© SZ vom 24.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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